Mutprobe

Gestern musste ich mit dem Bus nach Veitshöchheim fahren und habe ausnahmsweise mal keinem Gespräch gelauscht, da hätte ich mich auch überhaupt nicht drauf konzentrieren können. Als einer der letzten ist am Busbahnhof ein älterer Mann eingestiegen, der schon beim Einsteigen nicht den sichersten Eindruck gemacht hat, erst den Fahrer, dann andere Fahrgäste vollgekäst hat und mich schließlich riechen ließ, warum er nicht den sichersten Eindruck machte – er hat sich nämlich genau mir gegenüber gesetzt und sich breit gemacht. Uiuiui, von der Schnapsfahne habe ich mir durch die Luft bestimmt 0,5 Promille geholt, das war wirklich herb. Zur Mutprobe hat gemacht, dass ich sitzen geblieben bin, obwohl er im Minutentakt so heftig aufgestoßen hat, dass ich mir jedesmal gedacht hab, er könnte, wenn ich Glück habe, nach rechts in den Gang brechen, wenn es denn so weit sein sollte – er hat das v.a. auch im Schlaf gemacht, denn wir hatten noch nicht das Bayernwerk erreicht, hat er schon geschlafen. Allerdings ist er am Bayernwerk kurz aufgewacht, hat die Dame, die dort ausgestiegen ist, kurz beschimpft, aufgestoßen und dann weitergeschlafen. Was aber besonders eklig war, war der Rotzfaden, der aus seiner Nase hing und mit den Fahrvibrationen hin und her gewackelt hat. Ich glaube, das ist der Grund, warum ich sitzen geblieben bin: Ich war total fasziniert von diesem Rotzfaden. Als ich aber eine knappe Stunde später wieder zurück gefahren bin, ist er wieder eingestiegen, noch mehr schwankend, aber zum Glück im hinteren Teil des Busses – ich war vorne.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

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