Neue alte rote Socken

Warum bekommen wir in den Nachrichten an diesem Wochenende ständig etwas von einer neuen Linkspartei, von einer neuen Linken und von was weiß ich was erzählt? Was ändert sich denn? Der Name, sonst nichts, meiner Meinung nach! Die Kommunisten sozialistischen Demokraten aus dem Osten, auch bekannt als SED PDS haben sich nun mit der kleinen WASG aus dem Westen zusammengeschlossen, um unter dem neuen Namen Die Linke endlich auch im Westen punkten zu können und so bundesweit die tatsächlich drittstärkste Kraft werden zu können. Neben dem bisherigen PDS-Vorsitzenden Bisky wurde der Oberfrustrierte einstige SPD-Kanzlerkandidat und Kurzzeit-Superminister Oskar Lafontaine als Co-Vorsitzender installiert, um beim Einsammeln der Frustrierten zu helfen, indem man ihnen großspurig das Blaue vom Himmel verspricht.

Seit seinem politischen Comeback als Kämpfer für soziale Gerechtigkeit schimpft und keift Selbstdarsteller Lafontaine populistisch gegen die Regierenden, ganz gleich, ob sie nun schwarz-rot oder rot-grün gewandet sind: Er weiß alles besser, weiß, wie der Staat besser aussieht und welches System gut für Deutschland ist. Warum hat er sich denn 1998 nach wenigen Wochen aus der Verantwortung gestohlen, als er nach Jahren in der Opposition die Möglichkeit hatte, etwas zu bewegen? Jetzt gibt er den Klassenkämpfer, Kapitalismusgegner, Umweltschützer, Globalisierungsgegner und ultimativen Friedensengel, bezichtigt Bush, Blair und die Bundeswehr bei Sabine Christiansen direkt oder indirekt des Terrorismus und will mit aufgesetztem Populismus den Kommunisten und Sozialisten auch im Westen den Weg in die Landtage ebnen. Gott bewahre!

Auffällig deutlich und auch mit unerwartet scharfen Worte reagieren die anderen Parteien auf die gar nicht so neuen Gegner. Ludwig Stiegler erinnerte zurecht am heutigen 17.Juni an die brutale Niederschlagung des Aufstandes in der DDR vor 54 Jahren durch das SED-Regime, Guido Westerwelle biss schon gestern auf dem FDP-Parteitag mit sehr deftigen Worten um sich, nicht zu vergessen Edmund Stoiber und sein designierter Nachfolger Günther Beckstein, die auch die „neue“ Linke vom Verfassungsschutz beobachtet wissen wollen.

Das merkwürdige Wahlverhalten im Osten sorgt schon seit einigen Jahren für heiße Diskussionen über den Umgang mit den SED-Nachfolgern: Die SPD koaliert in mehreren Länderparlamenten munter mit den Postkommunisten, wenigstens auf Bundesebene lehnen führende SPD-Politiker eine Zusammenarbeit ab. Noch. Meine Hand würde ich aber nicht dafür ins Feuer legen, ob das auf Dauer so bleibt, wenn SPD und Grüne Wähler und Personal an die Linke verlieren, die mit doch eher plumpen Methoden auf Stimmenjagd ist, wenn sich Lafontaine einerseits in der Tradition von Willy Brandt und andererseits als ökologischer Erneuerer sieht, um sich in der Nähe der SPD und der Grünen zu positionieren.

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Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

2 Kommentare

  1. Ein Zitat: „Oskar Lafonataine ist eine Schande für aufrechte Sozialdemokraten, er ist ein Radikaler, ein Extremist“ (Markus Söder)

  2. Söder hat hier AUSNAHMSWEISE mal Recht. Zu Söders Aussagen gint’s ein lustiges Tagesschau-Zitat, das ich hier nicht hinschreiben werde, weil mein Vater kein Anwalt ist und ich eventuelle Fehler beim Zitieren hart büßen müsste. Es hat aber was mit Mau… Mundhalten zu tun. Zum politischen Thema: Ich glaube, dass Deutschland (meine politische Orientierung ist an dieser Stelle eher zweitrangig) eine echte linke Partei (demokratisch) braucht. Die SPD ist für mich nicht wirklich links. An der neuen Linken stört mich allerdings, dass die PDS so unhinterfragt in der Partei aufgegeangen ist. Irgendwo müssen ja die alten SED-Hansel sein?

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