Gestern habe ich vor dem Frühstück die Dusche im Haus meiner Gastfamilie genutzt. Wie ich schon berichtet habe, gibt es nur in einer warmes Wasser. Da hängen über dem Duschkopf ein Kasten, daneben die Sicherung und einige Kabel herum, die dafür sorgen, dass man auch Spaß am Duschen hat. Dafür ist das Bad selbst arschkalt, weil da zum einen keine Heizung existiert und zum anderen stets die Tür offen steht, wenn das Bad nicht benutzt wird. Der Duschvorhang ist fast überflüssig, weil anschliessend der Boden überflutet ist. Wasser aus dem Wasserhahn ist Glücksache, heute kam beispielsweise gar nichts. Aber dafür benutzt man ja auch stets Wasser aus der Flasche.
Vormittags habe ich drei Anläufe gebraucht, um ein Internetcafe zu finden, in dem ich eine schnelle Verbindung hatte, das variiert anscheinend auch von Tag zu Tag.
Zum Mittagessen gab es nach einer grünen Suppe Fleischküchle und wieder Reis. Es fällt immer etwas schwer, die Menge trockenen Reis die Kehle herunter zu bekommen. Ich konnte ja nicht nach jedem Bissen einen Schluck Chicha, ein lila Getraenk aus Mais, hinterher schütten.
In der Schule waren wir sehr fleißig und haben vier Stunden Grammatikübungen gemacht. Gleich zwei Vergangenheitsformen auf einmal, waren für die Uhrzeit dann doch etwas viel.
In der Familie angekommen, durften wir bis acht Uhr auf das Abendessen warten, weil die Familie noch ausgeflogen war. So wartete ich mit dem anderen Student – ich weiß nicht, wie man seinen Namen schreibt – vor dem Fernseher. Eusébia, gesellte sich dann auch zu uns, weil sie das Essen ja nicht auftischen konnte. Schon nach zwei Minuten schwankte sie in ihrem Sessel herum, weil ihr anscheinend viel Schlaf fehlt. Die alte Dame ist – egal zu welcher Uhrzeit – auf den Beinen und ich weiß auch gar nicht, ob sie ein Bett hat; Essen hab ich sie jedenfalls noch nicht gesehen. Um kurz nach acht meinte sie, wir sollen jetzt doch essen. Es gab wie schon mittags wieder Fleischküchle mit Reis. Dann kam auch schon die Familie, die aber ganz andere Dinge zu tun hatte, denn es wurde ein Hund gekauft – ein Pudel. Der Hund – sie nennen ihn Doggy – ist zwei Monate alt und watschelt die ganze Zeit um das Frauchen herum. Beim Frühstück heute musste ich dauernd aufpassen, dass ich nicht auf ihn trete. Die Kinder waren auf jeden Fall ganz begeistert. Bei mir hält sich die Freude in Grenzen, weil dadurch noch einer mehr in der Nacht kläfft; reicht so schon.