Neues in Sachen Bahnhof – oder auch nicht

Gestern war sie nun, die lange erwartete Bahnhofskonferenz, bei der zwischen Vertretern der Bahn AG, der Stadt und des Landes diskutiert wurde, wie es nach dem Bürgerentscheid am Bahnhof weitergehen soll. Was ich jetzt in der Main-Post gelesen habe, bringt augenscheinlich zwar Neues, andererseits ist das, was vorgeschlagen wurde, nicht so weit von dem weg, was letztlich die Verhindererfraktion abgelehnt hat. Merkwürdigerweise findet das jetzige Vorhaben fraktionsübergreifende Zustimmung. Ist es das schlechte Gewissen?

Das Überraschende: Es soll so schnell wie möglich losgehen und Würzburg soll in fünf Jahren einen neuen Bahnhof haben, der Busbahnhof soll nach Osten Richtung Quellenbachparkhaus verlegt, der Tunnel soll nach Grombühl durchgestochen und die Bahnhofshalle modernisiert werden. Alles nichts Neues, zumal darüber hinaus etwa 8000 qm Verkaufsfläche am Posthochhaus geschaffen werden sollen. Mit der mfi AG als Nachbarin (Eigentümerin der Nachbargrundstücke) hofft man auch einig zu werden. Fraglich ist wohl nur die Frage der Finanzierung. Der ursprüngliche Großinvestor ist erstmal nicht mit im Boot und das naive Vorhaben, Mozart-Areal verkaufen und den Erlös in den Bahnhofsumbau zu investieren, dürfte so einfach auch nicht funktionieren. Und der Stadtsäckel ist ja nicht gerade prall gefüllt. Auf jeden Fall wird die Stadt mehr Geld investieren dürfen als es die ursprünglichen Planungen vorgesehen hatten. Ich bin auf alle Fälle gespannt, wie es weitergeht und hoffe, dass mal alle in einem Boot sitzen und überlegen, was das Beste für Würzburg ist und sein wird. Die Blockadepolitik einiger Damen und Herren mit all ihren persönlichen Animositäten muss mal endlich aufhören und hat in der Stadtpolitik nichts zu suchen. Summa summarum kommen nämlich nach den ersten Berechnungen 22 Millionen Euro auf die Stadt zu und die wollen erstmal zusammengekratzt werden.

Anfang Dezember ist es dann ja auch vorbei mit der einjährigen Sperrfrist des Bürgerentscheids, der natürlich beachtet berücksichtigt werden muss, aber eine Variante des mfi-Vorhabens mit den Arcaden könnte bei den Überlegungen sicher auch eine Rolle spielen, denn ein Investor investiert naturgemäß Geld, um das Geld auch wieder reinzuholen, wie die Stadt diese Summe allerdings wieder eintreiben will, weiß zumindest ich nicht.

Und weil das ja ein gewichtiges Thema in unserer Würzburger Blogosphäre ist, haben auch Ralf und Schreibmaschine darüber geschrieben. Die Basis für eine weitere wüste Diskussion?!

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

14 Kommentare

  1. Da ich ab und an in der Würzburger Region bin, kenne ich den doch mit der Zeit etwas heruntergekommenen Würzburger Hbf. Doch leider muss vor zu hoch fliegenden Arcaden-, Mall- und sonstigen Plänen warnen. Das über zehnjährige Gezerre und das abschließende Desaster um den Dortmunder Hauptbahnhof zeigt, wie schwierig das Zusammenspiel zwischen Stadt, Investor, Bahn AG und Eisenbahnbundesamt ist (http://moellerbruecke.wordpress.com/tag/bahnhof/)

  2. Huch, wo ist denn gerade mein Kommentar gelandet? Ich wersuche es nochmal:
    Da ich ab und an im Würzburger Raum zu Besuch bin, kenne ich den „Charme“ des Hauptbahnhofes ganz gut. Eine vergleichbare Situation gibt es auch in Dortmund. Über zehn Jahren wurde über einen Umbau bzw. eine Überbauung gestritten und dann geplant. Abschluss war dann ein riesen Desaster (http://moellerbruecke.wordpress.com/tag/bahnhof/). Daher warne ich für allzu hochtrabenden Shoppingmall- und Arcadenplänen. Ein koordiniertes Zusammenspiel zwischen Investor, Bahn, Eisenbahnbundesamt und Stadt/Land hat sich bei uns als unmöglich herausgestellt. Trotdem viel Erfolg in WÜ…

  3. immer noch viel schlimmer ist nicht der Bahnhof selbst sondern v.a. der Zustand. Selbst der neueste Bahnhof sieht dreckig einfach hässlich aus. Denn die Architektur der Halle war (bevor ständig konzeptlos drin rum gebaut wurde) zeitlos und erhaltenswürdig. Aber mit dem Kassenschalter, den Kiosk-Bruchbuden (innen, von aussen will ich gar nicht anfangen) etc. kanns ja nur hässlich werden. Schaut euch mal original Bilder unseres BHFs an, das war mal echt schön und hatte Charakter! Also bitte nicht NUR neu und dabei dann 0815…und weg mit der Kaiserstrasse, denn die ist HÄSSLICH

  4. Deine Kommentare waren in der Moderationsschleife. Jetzt kannst du wild drauf loskommentieren und jeder Eintrag erscheint sofort!

  5. Ich finde es schon etwas seltsam, dass nach dem Ergebnis des Bürgerentscheids nun schon wieder ein Einkaufszentrum am Bahnhof geplant wird. Noch bemerkenswerter aber ist, dass sogar die mfi AG wieder als Partner in’s Gespräch kommt. Dass ein Bürgerentscheid nur so kurz gültig ist, kann ich ja gerade noch akzeptieren, aber man sollte das Ergebnis doch zumindest im Hinterkopf behalten.
    Mehr zu diesem Thema unter http://www.mainblogger.de/?p=102

  6. Der mfi AG gehören die Posthallen und ein weiteres Baudenkmal brauchen wir wirklich nicht. So schlecht war und ist die Idee mit dem EKZ am Bahnhof nicht, das sollte eher nochmal bedacht werden als aus lauter Aktionismus ein EKZ am Faulhaberplatz aus dem Boden zu stampfen, das nichts Ganzes und nichts Halbes ist. Aus den Gebieten zwischen WÜ und SW bzw. WÜ und AB wird so ein Schnellschuss mit seinem unabwendabren Verkehrsproblem niemanden anlocken. Kaufkraft holt man damit ganz bestimmt nicht in die Stadt.

    Und mal ehrlich: Dieser dämliche Bürgerentscheid war Prinzipienreiterei. Ablehnen und des Ablehnens Willen! Die BI hat kaum mit Sachargumenten, dafür umso mehr mit Populärthemen gearbeitet… Ich gebe die Hoffnung für Würzburg nicht auf.

  7. Das hat nichts mit grundsätzlicher Ablehnung zu tun, ich will nur keine Arkaden, die so wunderbar hässlich sind, wie die Einkaufszentren an vergleichbarer Stelle in anderen Städten. 0815-hauptsache der Bau war billig…das ists einfach nicht. Man hat bei Bauwerken in dieser Lage ne echte Verantwortung…Beispiel Gebäude C&A, das war damals auch modern – niemand hat auf die Bau-Ästhetik geachtet..und jetzt ist das sehr schön anzusehen, oder? Wenn man nicht alles ablehnt, muss man noch lange nicht alles akzeptieren. Geschmack geht vor „Konsum“…

  8. übrigens wollte irgendein Investor mit dem Turm in der Schweinfurter Strasse auch überregional Veranstaltungen und Unternehmen anlocken, ähnlich wie mfi Kunden, jetzt ist das Stadtbild nicht nur unnötig sondern auch noch unnütz verschandelt. Wer sagt denn, das die Arcaden überhaupt funktionieren? Keiner wird deswegen aus SW kommen, da fährt man wenn gleich nach Wertheim, Wü war einfach mal wieder zu spät, muss man hinnehmen..

  9. Wertheim hat doch nichts anderes als teuere Klamotten. Da fahre ich doch wirklich nur dann hin, wenn ich weiß, ich will ein kleines Vermögen dort lassen. Gibt ja nur Markenklamotten dort. Mir zu teuer!

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