Neulich beim Italiener

Wer kennt die Situation nicht? Man sitzt gemütlich beim Italiener, lässt sich seine Pizza, seine Spaghetti Pasta schmecken, genießt den Großmarkt-Rotwein, den man als besonders gut in Erinnerung behalten wird und freut sich, ein bisschen mediterranes dolce vita zu erleben. Das alles ist aber nichts gegen den weltgewandten Aufschneider mittleren Alters mit weißem Haar, höchstwahrscheinlich Frauenarzt im Vorruhestand, dessen Gattin mit den Klunkern am Hals und der guten Portion Kleister im Gesicht erstmal schmierig mit einem Handkuss und billigen Komplimenten, die sie auch noch glaubt, gefügig gemacht wird. „Oh bella Signora, prego“. Alles, was der Frauenarzt noch vom letzten Urlaub am Gardasee im Kopf hat, lässt er dann seinerseits raus, z.B. das unvermeidbare „Bonna sära, singknore.“ Er versucht dann, sich ein bisschen italienisch zu verhalten, spricht seine conversazione piccola (=Smalltalk) mit übertriebenem Finger- und Handeinsatz, vermischt Deutsch und Italiano, um sich anschließend an den ihm zugewiesenen Platz zu setzen und sich als bestbedienter Gast im ganzen Raum zu fühlen.

Das ist die eine Seite, die andere sind die Menschen, die ihre Italienischkenntnisse von der Serviette beim letzten Pizzeria-Besuch haben und das Personal beeindrucken wollen. So bestellen Mann und Frau von Welt ihr Essen natürlich in eben jenem Italienisch, das sie für Italienisch halten und evtl. beim letzten Urlaub in Lorette Rimini vertieft haben: Da gibt es dann Brus-schedda, Knoddschi und irgendwas mit Sudschiiini, Kabbadscho, wahlweise eine Pizza Kuhaddro Schdatzioone oder eben Bänne Arabbiada. Zum Nachtisch gibt es dann Eis, gerne auch als Tscheladdi angefragt, vorzugsweise natürlich Schtratschadella, weil das auf der Domstraße schon immer so toll ankommt, wenn das so bestellt wird. Das tolle Auto heißt Lamboadschiiiini, Zuppa di cocce ist nicht wie vermutet eine Delikatesse aus Sperma und Antispasti ist in gewissen Kreisen auch sehr beliebt.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

4 Kommentare

  1. was ich mal erlebt habe: Bestellt eine orchinool Fränggin beim Italiener:
    „I hätt gern die Knoddschi in derer Gorgonzolá-Sooss. “
    Tja aber Gorgonzola schön auf der letzten Silbe betonen ;))
    Tja wir Deutschen eben.

  2. schauqää a sohn gut…ums mal kurz auf Französich zu machen…und dann noch zwei Expressos bitte.

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