Noch was zu den Ultras und zur Schickeria

Die Ultras sind in keiner Weise gleichzusetzen mit Hooligans, ein Ultra ist noch lange nicht gewaltbereit, im Gegenteil, ihm geht es vordergründig um nichts anderes als die bedingungslose Unterstützung „seiner“ Mannschaft und das tut er eben in einer Gruppe, die sich nicht mit den üblichen Utensilien aus dem Fan-Shop eindeckt, um so die Zugehörigkeit zu zeigen wie die „Fußballtouristen“, „VIPs“ und „Kunden“, wie sie gerne abfällig genannt werden. Die Ultras, welchem Verein sie auch immer anhängen, fahren zu jedem Spiel, Wochenende für Wochenende und feuern 90 Minuten ihre Mannschaft an, auch wenn diese hoffnungslos zurückliegt. Ohne diese Fanatiker im positiven Sinne wäre es in den Stadien sehr still; und die selbst finanzierten Choreographien bestaunen doch auch immer alle sehr gerne. Neben dem Platz kämpfen sie, zumindest hat das die Schickeria getan, gegen polizeiliche Maßnahmen und andere „Repressalien“, wie sie immer genannt wurden, die einen angemessenen „Support“ in ihren Augen unmöglich machten und machen: So wurde z.B. mit dem Umzug in die Allianz-Arena das Megaphon des Vorsängers verboten (zum Vergleich: in anderen Stadien gibt es festinstallierte Lautsprecheranlagen vor den Fanblöcken), ein vorgeschobener Grund war, dass damit angeblich zu Randalen aufgerufen wurde.

Der Hintergrund: Beim letzten Spiel im altehrwürdigen Olympiastadion ging es gegen den Club, zur Pause stand es 5-0 für die Bayern, alle feierten, alle sangen, es war eine wunderbare, lange nicht dagewesene Stimmung, die urplötzlich von einem wüsten Polizeieinsatz unterbrochen wurde. Ich war damals auch in der Südkurve, habe fleißig gesungen und das Ganze von etwas weiter oben miterlebt. Ganz in Schwarz gehüllt marschierte die Polizei in den Block ein – es gab keinerlei Anzeichen einer Eskalation, wie gesagt, alle haben gefeiert, nach dem Spiel gab es die Meisterschale – ging gezielt in den unteren Bereich, wo die Schickeria stand und zog gezielt ein paar Fans raus. Auch der Vorsänger, der „Landauer“, wurde abtransportiert, andere, die schlichten wollten, wurden äußerst unsanft angepackt (hier der damalige Bericht in der Abendzeitung). Gerüchte machten die Runde, dass das Feld gestürmt werden sollte. Völlig unverständlich erschien das allen, die um mich rum waren, der Stimmungstöter schlechthin.

Der Protest gegen solches Vorgehen stand bei der Schickeria seitdem fast zu sehr im Vordergrund, zumindest ist mir das so vorgekommen, gewaltbereit habe ich die wenigsten Herren erlebt, nicht im Zug, nicht sonstwo. Nur leider gibt es zu viele von den Idioten, die nur auf Prügeln aus sind (auch die habe ich erlebt, die gibt es allerdings bei jedem Verein), diese verurteilt aber die Schickeria selbst in ihrer Stellungnahme, über manche Standpunkte darin könnte man aber auch in ihrer Schwammigkeit streiten, fraglich ist z.B. weiter das Verhalten derer, die nicht beteiligt waren und die „Flucht“ der Busse auf der B8. Es sieht wohl tatsächlich so aus, als hätten ein paar unverbesserliche Idioten die Ideale der Gruppe verraten, die sich seit langem, auch juristisch, gerade für die einsetzt, gegen die in ihrem Augen zu Unrecht Stadionverbote verhängt wurden. Dass die „Ausgesperrten“ ohne Karte im Bus dabei waren, entspricht ja dem Solidaritätsprinzip, dass diese weiter zur Gruppe gehören und lässt nicht einfach mal darauf schließen, dass diese zum Krawallmachen dabei waren.

Die Diskussion wird wohl noch eine Weile andauern, gerade in Bezug auf die verhängte Kollektivstrafe, ich bin auf alle Fälle gespannt, in welcher Form die Bayern im eigenen Stadion überhaupt noch angefeuert werden.

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Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

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