Oben Park, unten parken!

Mit diesem echt gelungenen Spruch wirbt die Würzburger FDP für das Ratsbegehren, den sogenannten Bürgerentscheid 1. Was ich von dem Bürgerentscheid am 2.7. generell halte, habe ich kürzlich schon geschrieben. Wie sehr es aber den Befürwortern nur um ihre Ideologie und ihren Egoismus geht, zeigt die Entwicklung seit meinem Blogbeitrag vom 24.5.17. Unser OB Christian Schuchardt wollte noch einmal vermitteln und hat der BI angeboten, den Bürgerentscheid zurückzuziehen, da die Übereinstimmungen zwischen beiden Vorhaben überwiegen. Alle wollen einen grünen Platz. Nur, die Argumente Schuchardts, dass auch Parkplätze gebraucht werden, kommen bei Vertretern der BI, in diesem Fall dem grünen Stadtrat Friedl, gar nicht erst an. Die Parkplätze sollen weg, neue nicht entstehen. Autos sollen nicht in die Stadt. Basta. Die Kompromisslösung mit unterirdischen Parkplätzen können die Grünen schon aus Prinzip nicht akzeptieren, da wird von Mikroklima gefaselt und davon, dass dieser Mini-Park das Klima in der Stadt verbessert. Mal davon abgesehen, dass Rosenbachpark, Hofgarten und Ringpark in unmittelbarer Nähe liegen und wirklich kühler sind, ist das nichts als Augenwischerei. Im Streitgespräch der Mainpost wurde doch sehr deutlich, dass Stadtbaurat Christian Baumgarten sehr vernünftig und nachvollziehbar argumentiert hat, warum beides notwendig ist, während Friedl einfach alles ablehnte, was nur irgendwie mit Autos zu tun hat.

Freilich, wenn ich in der Stadt wohne und aus Überzeugung Fahrrad fahre und ein Auto ablehne, fällt es sehr leicht, das Streichen von Parkplätzen und einen Park zu fordern. Das ist genau dieser Egoismus, der bei den Grünen in Würzburg immer öfter durchbricht: Autos vom Land sollen auf dem Land bleiben, wer in die Stadt will, soll doch schauen, wie er hierher kommt. Parkplätze bieten wir denen jedenfalls nicht, irgendwann werden sie schon frustriert wegbleiben. Oder sie fahren eben nach Schweinfurt oder Aschaffenburg.

Faulhaberplatz

Dass wir aber gerade in der Innenstadt auch sehr viele Arztpraxen haben. Egal. Dass die Stadt von seinen Kunden lebt. Egal. Dass die Kunden nicht nur aus der Kernzone der WVV kommen. Egal. Der grüne urbane Stadtmensch kauft eh lieber seinen Ökokram im Internet und fühlt sich prima dabei. Klimatische Gründe werden gebetsmühlenartig bedient, dieses Plätzchen macht doch das Stadtklima nicht besser, weder mit noch ohne Tiefgarage. Bäume könnten nicht so tief wurzeln, das ist der neueste Argumentationstrick, mit dem das Parkhaus verhindert werden soll. Wie tief sollen denn Bäume in unserem Erdreich wurzeln, frage ich mich. Schaue ich in die derzeit offenen Baugruben in der Spiegelstraße, wurde die dortigen Gewölbereste dokumentiert, Wurzeln hätten dort sicher keinen Platz. Aber es klingt schön. Und welch eine Überraschung, dass eine „Expertin“ der Grünen in einem Vortrag genau das sagt, was den Herrschaften in den Kram passt. Schöner wird der Platz. Friedl sieht seinen Nur-Park auch bis zur Landesgartenschau nächstes Jahr realisiert, wer ihm sein Wolkenkuckucksheim bezahlt, sagt er aber nicht. Die Stadt…

Baumgart sagt ja selbst, dass auch ihm oberirdische Parkplätze nicht so gut gefallen, er sieht aber auch, dass ein ersatzloses Streichen keine Lösung ist. Was die ganze Zeit noch nie thematisiert wurde, aber ebenfalls wichtig ist: Auf kurz oder lang werden die Parkplätze hinter dem Dom und am Paradeplatz auch wegfallen, die Plätze würde das ohne Zweifel aufwerten. Die geplante Tiefgarage am Faulhaberplatz würde aber die dann fehlenden Stellplätze NICHT kompensieren. Auch das kehrt die BI mit ihren notorischen Verhinderern gepflegt unter den Tisch. Wahrscheinlich feixen sie noch, weil sie ihrem egoistischen Ziel ein Stück näher kämen.

Und ganz ehrlich, diese Straßenbahnlinie 6, mit der die BI auch nur zu gerne argumentiert, ist mir inzwischen auch mehr als suspekt. Ehe die kommt, haben wir drei andere Bürgerinitiativen, die die Straba vor ihrer Haustüre nicht haben wollen. Das könnte ich dann sogar eher nachvollziehen, als das Getue jetzt, wo es nur um das Parkhaus geht.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“