Poesie-Album

Nachdem ich für meinen Blog hier die Rubrik Poesie-Album eingerichtet habe, werde ich mal mein altes Album, das mir vorhin in die Hände gefallen ist und das mich auf diese Idee gebracht hat, durchblättern:
Rechtschreibfehler sind mir immer als erstes aufgefallen, manche Einträge strotzen nur so von Fehlern, andere waren so voller Fehler, dass ich es offensichtlich nicht ertragen konnte und mit dem Tintenkiller (ich hatte echt so was…) nachgebessert habe (da kam schon der Lehrer in mir raus). Lieblinsbücher lassen in diesem Zusammenhang auch oft auf die Sozialisation und den intellektuellen Hintergrund schließen: Max und Moritz ist ok, aber ob „Fix und Foxi“ tatsächlich als Lieblingsbuch zählt? Zumal „Mickey Maus“ eh viel toller war und „Fix und Foxi“-Leser immer doof waren.
Im Juni 1986 hat Frau L. in mein Album geschrieben: „Sei ein Sonnenkind im Leben, denn wer Sonne hat, der kann auch Sonne geben“ – sehr netter Spruch, ich denke, ich habe ihn befolgt. Nur hat mir Frau L. ein Trauma eingeredet: Sie hat gemeint, wenn ich Blödsinn mache, würden die anderen nicht über meine Späße, sondern über mich lachen. Wie kann man so gemein sein?! Sie hat mir auch meine erste Strafarbeit verpasst: „Ich darf kein Kind am Hals würgen“: Zu meiner Rechtfertigung. Ich habe den Betroffenen nicht gewürgt, sondern nur seinen Pulli zerrissen; außerdem hatte er das verdient.
Das Lieblingsessen ist gerne mal „Hänchen“, was mich aber jedesmal veranlasst haben muss, ein „h“ dazuzuschreiben. Ein „Mädchen“ aus meiner Klasse hat mich einst genötigt, ihr mein Album zu geben – fällt mir eben bei ihrem Eintrag ein, gegen „die“ hätte ich allerdings auch keine Chance gehabt.
Toll sind die Lieblingslieder der Mädchen: „Wenn i mit dia tanz“ von Nicki, die damals tatsächlich Erfolg hatte.
„Stefi Graf“ ist die Lieblingssportlerin der meisten Mädchen, Karl Heinz Rumenige (oder ähnliche Varianten) der Star der meisten Jungs, natürlich neben Michael Jeckson, gefolgt von „Lohtar Matthäus“ (so schrieb der Klassendepp, dessen anderer Star „James Bond“ war)
Einen Eintrag habe ich offensichtlich komplett überarbeitet, so viele Ausbesserungen wie da sind, allerdings ist dessen Lieblingslied „Nn der Norseküsste“, alles sehr originell.
Süß! Mein Bruder war damals 1,39m groß. Heute ist das anders, heute steht er aber auch nicht mehr auf das „Naabtal Duo“.
„Mach es wie die Sonnenuhr, zähl“ die heit’ren Stunden nur“. Der Spruch ist schön, einfältig war „Viel Glück und viel Segen auf all deinen Wegen“, das hat ein jeder vom anderen abgeschrieben. Es war aber auch immer schwer, was Nettes bei der Schlussrubrik reinzuschreiben.

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Kategorisiert in Lästereien

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

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