Das war sie also, die Telekom-Pressekonferenz, auf der sich der ehemalige Telekom-Fahrer und aktuelle Sportchef von T-Mobile Rolf Aldag, der frühere Telekom-Fahrer Erik Zabel (jetzt Milram) und der T-Mobile-Teammanager Bob Stapleton zu den Enthüllungen der letzten Tage äußerten und selbst eigene Fehler eingestanden.
- Zunächst äußerte sich der Telekom-Sprecher Frommert und stellte für zwei Wege für T-Mobile zur Disposition: Entweder man ziehe sich vom Radsport-Sponsoring zurück oder man übernehme jetzt Verantwortung, um dafür zu sorgen, dass der Radsport wieder sauber wird. T-Mobile habe sich dazu entschlossen, weiterhin im Radsport präsent zu bleiben
- Er übergab dann das Wort an Rolf Aldag. Dieser blickte zunächst auf seine Zeit als Profi-Fahrer zurück, ehe er sich zum aktuellen Geschehen äußerte: Nach den ersten Misserfolgen Mitte der 90er Jahre, er sprach davon, entkräftet auf dem Rinnstein gesessen zu haben, habe er sich aktiv um Dopingmittel bemüht und vor der Tour 1995 mit dem EPO-Doping begonnen. Er verglich sein Vorgehen mit dem Abschreiben bei einer Klassenarbeit, er wollte eben Erfolg haben und hätte sich deshalb fürs Doping entschieden, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Das hätte er erst nach Festina-Skandal bekommen, dann auch mit dem Doping aufgehört. Nach drei Jahren Tour-Pause hätte er 2002 wieder versucht, EPO zu besorgen, da dann ohne fremde Hilfe im Internet. Das sei ihm aber auch aufgrund der Verpackungen zu dubios gewesen, weshalb er dann auch nicht mehr weitergemacht hätte, da ihm klar gewesen sei, dass es lebensbedrohlich werden könnte. Er entschuldigte sich nach diesem Geständnis für seine wiederholten öffentlichen Lügen, sowohl 1998 im Festina-Skandal als auch in der Folgezeit. Nach der letztjährigen Tour habe man bei T-Mobile einen neuen Weg mit jungen Fahrern eingeschlagen, diesem fühlte er sich verpflichtet, wollte diesen nicht gefährden, andererseits wollte er nach d’Honts Enthüllungen auch offensiv darüber sprechen und hat daher der Teamführung schon Anfang Mai seinen Rücktritt angeboten. Er schloss sein Statement mit einer nochmaligen Entschuldigung und verwies darauf, „Wahrscheinlich machen’s alle“.
- Überraschend war auch Erik Zabel, mit Aldag einst Hauptdarsteller in Pepe Danquarts Dokumentation Höllentour, auf der Pressekonferenz, um sich zu äußern. Auch Zabel schilderte seine Werdegang als Profi, der ihn zum Doping führen sollte. 1994 erlebte er einen ersten Schock: Er hätte sich einen Wolf gefahren, machte keine Pause und bekam eine Sitzcreme verordnet. Nach einer positiven A-Probe sei er dann aber freigesprochen worden, weil der verbotene Inhaltsstoff nachweislich nicht auf der Verpackung aufgeführt war. Aus Angst verweigerte er sich in der Folgezeit jeglicher Medizin, bis 1996. Es hätte sich das Gerücht verbreitet, ohne EPO könne man nicht mehr erfolgreich sein, daher hätte er trotz aller bisherigen Dementis EPO getestet, dieses Experiment aber nach einer Woche wegen der Nebenwirkungen abgebrochen und für immer beendet. Auch er entschuldigte sich dafür, seit 1996 immer wieder gelogen und jeden Kontakt zu Doping bestritten zu haben. Er hätte gedopt, weil es ging, das wäre heute ähnlich. Zabel rang im Rahmen seines Geständnisses sichtlich mit der Fassung, als er von seinem Sohn, ebenfalls ein Radfahrer, und dessen Erziehung sprach. Er könne diesen und alle anderen nicht mehr weiter belügen und bat nochmals um Verzeihung. Als erster noch aktiver Fahrer wisse er jetzt auch nicht, wie es weiterginge, das würde jetzt die Zukunft zeigen.
- Schließlich äußerte sich auch Teammanager Bob Stapleton. Er dankte Aldag und Zabel für deren persönlich abgegebene Statements und stärkte Rolf Aldag den Rücken. Dieser habe ihm tatsächlich Anfang Mai seinen Rücktritt angeboten und er hätte verschiedene Fragen klären müssen: Könne man zusammen weiter die angestrebten Ziele erreichen? Könne Aldag noch glaubwürdig sein? Er bekräftigte, dass gerade die jungen Fahrer an Rolf glaubten und auch seinetwegen im Team seien. Er wolle nun mit Aldag zusammen die Bedingungen schaffen, um die begonnene Arbeit fortzusetzen. Aldag sei nicht nur Teil der Vergangenheit, sondern auch Teil der Zukunft. Es wäre jetzt ein einheitliches Engagement notwenig, die Öffentlichkeit sollte sich jetzt nicht nur auf Basso und Ullrich konzentrieren, sondern alles zusammenführen. Mit DNA-Tests müsste eine gleiche Basis für alle geschaffen werden und dies sei nur mit der Unterstützung der Sponsoren möglich, womit er auch T-Mobile dankte.
Die Liste wird immer länger, Dietz und Henn standen in den erfolgreichen Telekom-Jahren eher im Schatten der Großen, mit Aldag, Zabel und Bölts rücken jetzt aber die Edelhelfer und Stars langsam in den Mittelpunkt. Morgen will Bjarne Riis in Dänemark auf einer Pressekonferenz Stellung nehmen. Sind Jan Ullrich durch ein Ermittlungsverfahren die Hände gebunden? Die angedachte Amnestie, in welcher Form auch immer, sollte mal Konturen gewinnen, damit noch mehr Aktive ebenfalls zu ihrer Vergangenheit stehen können. Abrupt Karrieren, möglicherweise sogar Existenzen zu beenden, das wird sicher keiner freiwillig tun, wenn ihm bei einem Geständnis genau das droht. Der Weg von T-Mobile und Gerolsteiner ist sicher nicht verkehrt.
Siehe auch hier: Protokoll der Pressekonferen, Sport1, Sportschau-Bericht, Netzeitung, FAZ und die SZ. Schon schlimm, was mit den einstigen Idolen passiert…
Ich schaus auch grad auf N24 😉
Sehr bewegend von Herrn Zabel…
wenn der bölts doping zugibt, dann weine ich
mir graut es vor einem Geständnis von Jens Voigt; ich denke dass jeder gedopt gefahren ist, denn sonst wären die fitgemachten jedem davongebraust…
Dann weine mal! Udo Bölts hat gestern EPO-Missbrauch eingestanden.
Die Tränen entlasten ihn zwar nicht, dennoch ist Zabel weiterhin sehr glaubwürdig. Was verdammt hätten die denn alle tun sollen? Nicht dopen und verlieren? Wenn alle das Zeug genommen haben, hat keiner jemanden betrogen. Ich fühle mich nicht betrogen, solange alle mit gleichen Waffen kämpfen oder gekämpft haben. Die Gesundheit ist deren Privatsache!