Promillenz in München

Gestern ging es wieder einmal in den schönsten Fußball-Tempel, in die Allianz-Arena zum ruhmreichen FC Bayern, der es gestern mit dem bisherigen Tabellenführer Hertha BSC Berlin zu tun bekam. Poldi drin, Poldi draußen, wer mit wem, Magath ließ einfach alle drei Stürmer spielen und die legten gegen die lahmen Berliner los wie die Feuerwehr. Nur einer hat es nicht mitbekommen. Promille-Uwe, auf Grund seines Trikotaufdrucks und seines Zustandes von mir so getauft, saß direkt vor uns, alle standen (wir haben schließlich Stehplätze), nur Promille-Uwe war voll bis Oberkante Unterkiefer und hat den Anpfiff sowie die ersten Minuten verschlafen. Die erste Torchance für Bayern und der damit verbundene Aufschrei riss ihn aus seinen Träumen, er sprang auf und jubelte erstmal. Sicher ist sicher. Dann fiel er wieder auf seinen Klappsitz und versuchte fortan, dem Spiel zu folgen. In der neunten Minute traf dann Makaay zum 1-0, Promille-Uwe sprang auf, wedelte mit den Armen und warf sich auf seine fünf Nachbarn, die beinahe wie Dominosteine fielen. Jetzt war Promille-Uwe wach, stand meistens und ließ sich die lustigsten Sachen einfallen. Entweder schrie er dem alten Mann, der vor ihm stand, in den Nacken oder er frönte seiner offensichtlichen Gesichtserektion, denn jede Frau (bzw. junges Mädchen), die vorbei kam, sollte einen Klapps auf den Hintern bekommen; das Problem war nur, er war zu langsam. Also beschränkte er sich darauf, in seiner Phantasie die verschiedensten Möglichkeiten auszuloten. Die mollige Frau vom Ordnungsdienst hatte es ihm dann so angetan, dass er in breitestem, allerdings sehr gelalltem Mittelfränkisch feststellte: „Dieblästbstimmtguud. IchmachamalmaTürleauf.“ Das hat er zum Glück sein lassen, aber wenige Minuten später wollte er einer jungen Frau sein „Dingneihäng“. Etwas vulgär, aber erstaunlich war doch, dass er nicht die Treppe runtergefallen ist, obwohl er immer nah am Abgrund stand. Bei einem ausholenden Wanken erwischte er einen Teenager, der gerade seine Bratwurscht und sein Cola balancierte und verschüttete so die Hälfte vom kostbaren Koffeingetränk. Inspiriert vom Geruch der Bratwurst wankte er nun die Treppe hoch zum Imbiss und kam kurz darauf glücklich wieder – mit einer Bratwurst und noch mehr Senf. Nachdem alle Finger mit Senf beschmiert waren, flutschte bei den letzten Bissen die Wurst auf den Boden. Kurzentschlossen bückte sich Promille-Uwe, hielt so gerade noch das Gleichgewicht, hob den Wurststummel auf, leckte ihn einmal rundum ab, und steckte die Wurst zurück ins Brötchen. Danach musste der alte Mann vor ihm wieder herhalten, sein Nachbar war aber inzwischen beim Bierstand und hatte Promille-Uwe mit Nachschub versorgt. Weil Bayern vier Tore geschossen hat, warf sich Uwe bei jedem Tor erneut in seine Nachbarn, die ihn jedes Mal auffangen mussten.
Das Spiel war ebenfalls wirklich sehenswert, Promille-Uwe hat aber für einen wirklich sehr lustigen Fußballnachmittag gesorgt. Nur leider wird er sich nicht allzu gut daran erinnern können.

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Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

4 Kommentare

  1. Der war so stramm, dass er heute eh nichts mehr weiß! Also: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Er wird sich evtl. nur über den leeren Geldbeutel wundern.

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