Provinzgeplänkel

Mal sind es die Arcaden, dann der Hotelturm, ein anderes Mal das Mozart-Areal oder eben wie jetzt geschehen, die Verkehrsanbindung an die B19 für den IKEA, der nächstes Jahr in Würzburg seine Pforten öffnen soll. Geht es im Stadtrat nur noch darum, persönliche Differenzen und Zwistigkeiten auszutragen? Dass Alt-OB Weber seine Niederlage gegen Pia Beckmann nicht verschmerzt hat, zeigt er seitdem an der Spitze der Würzburger Liste. Auch wenn im März Benedikt Kuttenkeuler als deren Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisters ins Rennen geht, es war Jürgen Weber, der die Politik der WL prägte, die sich in meinen Augen fast ausschließlich gegen Frau Beckmann richtete. Blockade hier, Blockade dort, meist nicht ohne die wohl nötige Polemik. Kein Wunder, dass in Würzburg nichts so richtig vorwärts geht und das, was vorankommt, ist ein unausgegorener Schmarrn. Ich kann noch immer nicht fassen, wie man den Bau am unteren Marktplatz genehmigen konnte, schöner wird die Innenstadt davon bestimmt nicht. Auch der Hotelturm wird Beckmann immer wieder aufs Brot geschmiert, aber es waren wohl ein paar Herren mehr, die damals für dieses Projekt gestimmt haben, darunter auch manch einer, der davon heute nichts mehr wissen will.

Im Streit um die Verkehrsanbindung des IKEA-Marktes an die B19 hat nun ein anderer Alt-OB deutlich über das Ziel hinausgeschossen. Nach seinem wenig rühmlichen Intermezzo bei den Republikanern ist der SPD-Alt-OB Zeitler vor einiger Zeit auch bei Webers WL gelandet und sitzt für diese auch im Stadtrat. In der geheimen Abstimmung kam es zum Eklat, weil Zeitler von Korruption und Vetterleswirtschaft sprach, da einer der Grundstückbesitzer, deren Land aufgekauft wurde, mit einem Stadtrat verwandt ist, der aber meines Wissens von Anfang an wegen Befangenheit den Beratungen ferngeblieben war. Zeitler will nur Fragen an ihn weitergegeben haben und ist sich keiner Schuld bewusst. Würzburg ist nicht so groß, da kann so eine Situation schon mal vorkommen?! Was das jetzt soll, ich weiß es nicht. Mich ärgert nur zusehends, dass im Rathaus ein Stadtrat rumwurschtelt, der selten im Sinne unserer Stadt und ihrer Bürger handelt, sondern munter seine Animositäten und persönliche Abneigungen pflegt. Es wird Zeit, dass Wahlen sind und ein paar Herren einen deutlichen Denkzettel bekommen. Ich fürchte aber, gerade die Wortführer, die endlich mal von der Bildfläche verschwinden sollten, sitzen auch im neuen Stadtrat wieder ihre Hintern breit und streiten sich, weil sie eben gerne streiten. Zur Not auch ohne Inhalt.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“