Radfahrer, Autofahrer, Fußgänger – alle böse!!!

Alle sind sie böse, ganz ganz böse. Aufeinander und miteinander und überhaupt, am schlimmsten ist es natürlich in Würzburg und jedem ist etwas Schlimmeres widerfahren. Die bösen Radfahrer sind die allerschlimmsten. Die nehmen überhaupt keine Rücksicht, fahren auf Gehsteigen, gegen Einbahnstraßen, gegen Fußgänger, gegen Autotüren und anschließend suchen natürlich alle das Weite. Alle Würzburger Radfahrer sind potenzielle Unfallflüchtige. Warum? Weil ein paar Würzburger mal etwas Ähnliches erlebt haben und aus dem Einzelfall immer der Regelfall wird, vor allem dann, wenn im Kindergarten Main-Post-Leserforum anonyme Besserwisser aufeinander losgehen, die zu jedem Thema ihren Senf beitragen müssen.

Gleich drei Taxifahrer haben sich über Radfahrer beschwert. Interessant, viele – nicht alle! – Taxifahrer sind riesengroße Rüpel und scheren sich einen Dreck um irgendwelche Verkehrsregeln, Radfahrer scheinen für die ein rotes Tuch zu sein, anders ist es nicht zu erklären, warum mich vorher so ein schnauzbärtiger Vollprolet in seinem Karo-Holzfällerhemd geschnitten hat, dass ich fast vom Rad geflogen wäre. In die alberne Scheindebatte um die Radfahrer in Würzburg will ich aber gar nicht einstimmen, gegenseitige Schuldzuweisungen gibt es nämlich bei der Main-Post schon zu Genüge, ich finde es eher lächerlich, wie hier jeder meint, seine persönliche Geschichte zum Besten geben zu müssen, was er und sie schon Schlimmes mit Radfahrern erlebt hat. Radfahrer sind alle rücksichtslos und sollen mehr Rücksicht nehmen. Autofahrer sind natürlich fast genauso böse und sollen doch selbst Rücksicht nehmen. Und Fußgänger natürlich auch. Immer sollen die anderen Rücksicht nehmen, selbst füheln sich die meisten nicht dazu aufgerufen, auf den anderen genauso Rücksicht zu nehmen.

Was kümmert denn die kleinbürgerlichen Holzköpfe ein Radfahrer auf dem Gehsteig, wenn genug Platz ist? Nur weil das nicht erlaubt ist, muss man nicht einen Schritt in die Mitte machen, um den Radfahrer dann anzustänkern, dass er gefälligst absteigen soll. Noch schlimmer sind die Rempler, die das Recht auch gleich durchsetzen wollen. Dass es dann zu Pöbeleien und gegenseitigen Beschimpfungen kommt, ist natürlich irgendwo verständlich. Dann sind es aber wieder die bösen Radfahrer, die auch noch unverschämt werden, wenn man etwas sagt. Warum hat mich der alte Herr vorhin in der Eichhornstraße vor der Hypovereinsbank anmaulen müssen, dass das die Fußgängerzone ist. Ich bin von den Fahrradstellplätzen losgefahren und habe niemanden gestört. Hauptsache gemeckert.

Nehmen Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger auf alle Verkehrsteilnehmer Rücksicht, passiert nichts, es muss niemand eine doofe Debatte lostreten, bei der sowieso kein Ergebnis zu erwarten ist, und alle sind zufrieden. Es braucht keine Verbote oder vermehrte Kontrollen, nur ein bisschen mehr Gelassenheit und weniger Betonköpfe, die gerne Polizist spielen.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

2 Kommentare

  1. Weißt Du noch, als wir in Italien auf einen Wanderweg geraten waren? Bis auf einen waren alle, die uns angeschnauzt haben, Deutsche!

    P.S.: Die Fußgängerzone ist für Fahrradfahrer frei gegeben.

  2. In Italien war das zwar in der Tat ziemlich verboten, aber die deutschen Hilfssheriffs waren schon toll. Besonders toll war der, der gerade noch direkt am Weg (!) gepisst hat, um uns dann anzuschnauzen, dass man hier nicht radeln dürfe.

    Der Herr heute hat die MP nicht genau gelesen, da war von einem totalen Fahrverbot die Rede, was irgendeiner vorgeschlagen hat.

Kommentare sind geschlossen.