Restaurantstänkerer

Am Nebentisch im Muck, unserem Lieblings-Café in der Sanderstraße, haben heute zwei Herrschaften mittleren Alters dafür gesorgt, dass ich mich ein bisschen fremdschämen musste. Uns wurde von der Chefin ein Flammkuchen zum Probieren angeboten, da dieser fälscherlicherweise aus der Küche gebracht wurde, Gäste aber einen anderen bestellt hatten. Dass diese Gäste, die dann auf den richtigen Flammkuchen noch etwas länger warten mussten, direkt neben uns saßen, haben wir erst gemerkt, als die Herrschaften mit der Chefin diskutierten. Ihnen passte es nämlich nicht, dass sie ihre Flammkuchen bezahlen sollten, wir ihren verschmähten aber geschenkt bekommen haben. Dass wir Stammgäste dort sind, wie die Chefin zu erklären versuchte, und die Franzosen-Pizza sonst im Müll gelandet wäre, kümmerte die Stänkerer wenig, sie wollten ihren Flammkuchen dann, wenn ich das richtig verstanden habe, auch nicht mehr geschenkt, erzählten aber noch davon, dass sie gestern Abend schon unzufrieden gewesen wären und dem Café heute noch eine Chance geben wollten. Prinzipienreitereien und viel Blablabla. Die beiden sahen aber auch schon aus, als haben sie nur darauf gewartet, angestautem Frust mal freien Lauf zu lassen, glückliche Gesichter sehen anders aus.

Auf die Idee, mit einer Wirtin rumzuackern, ob ich dies oder das bezahlen muss oder nicht, weil ich unzufrieden bin, käme ich nie. Fehler passieren jedem, unfehlbar sind die wenigsten. Unzufriedenheit kann man äußern, kein Problem, aber nicht auf diese Weise.

Der Flammkuchen mit dem klassischen Belag hat übrigens sehr gut geschmeckt, selbst schuld, wenn man einen mit Pepperoni bestellt.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

11 Kommentare

  1. aus eigener gastronomie-erfahrung (=geflieste seite der theke) sag ich dir: bei solchen affen kriegst so an hals!

  2. „glückliche gesichter sehen anders aus“
    weiß ich, ich schau regelmäßig in den spiegel

  3. Kann ich nachfühlen, verschiedene Gäste meinen eben mit Ihrer Bezahlung auch alles andere gekauft zu haben. Einschließlich Bedienung.

  4. Pingback: der ghostbiker
  5. Die haben sich halt echt deswegen aufgeregt, weil die Chefin die Dreistigkeit besessen hat, uns einen Flammkuchen zu schenken. Asseln!

  6. Und das ausgerechnet dann wenn ich erst später kommen kann.
    Als ich um 12:40 dort war (der Milchkaffe musste sein, vor allem gibts dort ein UMTS-Netz, was daheim leider nicht ausgebaut ist) habe ich mich nur gefragt was mit ihr los ist. Das hat man ihr angesehen. Ich hoffe nur dass die Stänker mal selbst so richtig schön im Regen stehen, vielleicht lernen sie dann einen freundlichen Umgang mit Mitmenschen zu schätzen.
    Ansonsten frage ich mich nur warum die Stänker verärgert waren; ich habe noch keine Schilder im M.U.C.K. gesehen wo Zeiten stehen, innerhalb welcher Zeit die Speisen serviert werden: Die Sonderbestellung war fertig als sie sie bekommen haben. Damit wäre doch alles o.k.
    Und wenn in einem freien Land einer einem anderen etwas schenkt dann ist das deren Sache und nicht die von unbeteiligten Dritten ! Ich rege mich da jetzt immer noch auf, obwohl ichs gar nicht direkt mitbekommen habe nur gerade gelesen habe *grummel*
    In diesem Zusammenhang fällt mir nur noch eines meiner Lieblingszitate ein (weiß nur leider nicht von wem): „Die wirklich wichtigen Dinge im Leben kann man nicht kaufen – man bekommt sie geschenkt.“

  7. Wenn ich es richtig mitbekommen habe, hat nicht nur am Nachbartisch jemand die Chefin angemacht, sondern im Eck hat noch ein Familienvater unsere S. angemotzt, weil er mit irgendwas nicht zufrieden war.

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