Reykjavik, wir kommen!

Uefa-Pokal gegen Reykjavik, Cup der Verlierer in Posen, Donetzk, Sofia, eine Tingeltour durch den Ostblock, dann ein paar namhafte Mannschaften, die in der CL ausgeschieden sind, aber insgesamt doch kein glanzvoller Wettbewerb. Die harte Realität für die Münchner Bayern heißt im nächsten Jahr, dass die CL nur im TV stattfindet. Sie haben es sich sicher selbst zuzuschreiben. Ballacks Abgang wurde sicher unterschätzt, Ze Roberto ließ man ersatzlos ziehen, Deisler beendete seine Karriere und plötzlich war das Mittelfeld der Bayern saft- und kraftlos, zumal sich Hargreaves schwer verletzte und Schweinsteiger weit hinter seinen Erwartungen zurückblieb. Van Bommel kam und wurde schnell zum Leitwolf, aber die anderen Zugänge? Letztes Jahr kamen für viel Geld Lukas Podolski und Daniel van Buyten, ihre Leistungen ließen mehr als zu wünschen übrig, der Sturm ist zahnlos, die Abwehr ein Hühnerhaufen. Und die Zukunft? Jan Schlaudraff vom Abstiegskandidaten Aachen, Altintop von Schalke und Länderspieldebütant Sosa aus Argentinien stehen als Zugänge fest, die lassen sich aber wohl eher von den Granaten Hashemian, Karimi und dos Santos die Klinke in die Hand geben. Immer nur in der Liga zu wildern und der vermeintlichen Konkurrenz die besten Spieler wegzukaufen, das kann es nicht sein, wenn das nicht echte Verstärkungen sind. Bremen zaubert plötzlich einen wie den Diego aus dem Hut, immer wieder verlieren sie dort ihre Leistungsträger, schaffen es aber dennoch, diese Schwächungen großartig zu kompensieren, ohne dabei horrende Summen zu bezahlen. Nur die Bayern haben das nicht mehr geschafft, sondern eher unglücklich auf dem Transfermarkt agiert. Makaay schlug ein wie eine Bombe, Ballack, Ze Roberto und Lucio auch, aber mehr und mehr hat man das Gefühl, dass da keine Mannschaft mehr auf dem Platz steht, sondern ein Haufen Einzelspieler.

Da wird vom Festgeldkonto geredet, von echten Knallern, die verpflichtet werden sollen, nur, sie werden unter diesen Bedingungen nicht kommen, in Reykjavik will man halt weniger gern spielen als in Mailand, London, Barcelona oder Madrid. Da bleibt uns Bayern-Fans mal nur das Hoffen, dass die Auszeit von der Königsklasse bei den Spielern wieder den Erfolgshunger weckt und es nächstes Jahr wieder bergauf geht. Aus Fehlern kann man ja lernen. Ganz sicher werde ich aber keine Dauerkarte für den Uefa-Pokal buchen.

Ein bisschen mehr Zurückhaltung bei manchen Kampfansagen wäre auch nicht unangebracht. Wenn jeder angesagten Siegesserie eine Niederlage gegen Wolfsburg, Bielefeld, Aachen oder Frankfurt folgt, kann man über diese Dampfplauderei eher schmunzeln.

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Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

2 Kommentare

  1. Erst mal Respekt, dass Du deinem Verein so kritisch gegenüberstehst. Ähnlich habe ich am Samstag in Frankfurt auch gedacht. Die erste Stunde war wirklich gut. Da hat meine Mannschaft gekämpft. Dass zwei solche Fehler (individuelle) zu Toren führen – Sch.. halt. Aber nach dem 2:0 so aufzugeben, so was habe ich noch nie erlebt. Frechheit. Ich nehme hier aber ausdrücklich Thurk und Heller und teilweise auch Russ und Amanatidis aus. Amanatidis – der sich immer den Arsch aufreißt – war leider bald verletzt.Ich hoffe mal, dass das nächste Woche beim BVB besser wird.
    Jetzt kommt das ABER zu deinem Eintrag.
    Ihr verwöhnten Bayernzipf… (Entschuldigung wegen des Ausdrucks), denkt mal darüber nach, was das für eine Arroganz ist, vom „Cup der Verlierer“ (ich weiß, dass das ein Zitat ist) zu sprechen. Die halbe Bundesliga kann noch absteigen, und dann ist Platz 4 ein Platz, der für Verlierer steht? Ja gut, der FCB hat höhere Ansprüche, aber wenn die nicht erfüllt werden. Die Bayern sind die einzige deutsche Mannschaft, die in der CL weit kommen kann? Wären die Bayern wie Bremen mit Barcelona oder Chelski in einer Vorrundengruppe gewesen, wie weit wären sie da gekommen?
    Ich entschuldige mich bei allen Bayernfans für meinen Hass, aber ich distanziere mich in keinschter Weise von meinen Aussagen – höchstens von bestimmten Ausdrücken.
    Na ja, vielleicht solltet nicht ihr über eure Einstellung nachdenken … vielleicht sind da eher Leute aus der Landeshauptstadt mit Nachdenken dran …

  2. Bremen hat knapp am Achtelfinale gekratzt, leider haben sie dann etwas Pech gehabt. Nicht nur, dass Deutschland nun neben Bremen (wer weiß, wie gut die nächstes Jahr noch sind, wenn Klose, Mertesacker und Frings vielleicht nicht dabei sind) von Schalke und Stuttgart vertreten wird und dann wohl wieder nach der Vorrunde Schluss ist, findet das Ganze OHNE Bayern statt. Wie scheiße, der Uefa-Cup interessiert eben nach 10 Jahren CL nicht mehr. Da spielen Mannschaften wie Frankfurt mit…

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