Jan Ullrich hatte zur Pressekonferenz ins Hotel Interkonti nach Hamburg geladen, ist mit einem großen Tross angereist und und kündigte an, er habe Erfreuliches mitzuteilen. Ullrich scherzte und begrüßte manche Journalisten, während er andere nur „geduldet“ nannte und sich über deren Anwesenheit nicht unbedingt erfreut zeigte.
Er ließ die Vergangenheit etwas Revue passieren, redete über seinen Tour-Ausschluss am 30. Juni 2006, einen der „schwärzesten Tage“ seiner Karriere, seine damalige Topform, seinen Sieg bei der Tour de Suisse und seine Tour-Chancen. Er sei von einer Überreaktion überzeugt, einer Vorverurteilung und zeigte sich tief enttäuscht vom Verhalten der Verbände und der Öffentlichkeit und verglich seine Situation mit der des ebenfalls ausgeschlossenen Tour-Favoriten Ivan Basso aus Italien, mit dem fairer umgesprungen worden sei. Sein Vertrauen in die Gerichte sei getrübt, in Spanien sei „viel Scheiße gelaufen“. Man werde in Deutschland ebenso schnell zum Helden aufgebaut, wie man im Gegenzug zerstört werde.
Ullrich sagte, er habe sich nichts vorzuwerfen, niemandem geschadet, nie betrogen und immer mit sportlichen Mitteln gekämpft, er käme sich wie ein Schwerverbrecher vor. Ullrich ließ seiner Enttäuschung freien Lauf und schimpfte auf die, die sich auf seine Kosten profilieren wollten: Ein „zerstreuter Professor aus Heidelberg“ und v.a. sein „bester Kumpel“ Rudolf Scharping, dessen Auftreten als Radsportpräsident in Ullrichs Augen nicht gut für den Radsport sei. Zu erfolgreichen Zeiten habe er sich gerne mit Ullrich ablichten lassen, ihn dann aber ohne ein vielleicht klärendes Gespräch fallen gelassen. Von einigen hätte er sich ein bisschen mehr Rückendeckung gewünscht, eine Chance zur Rechtfertigung durchaus verdient, schließlich sei der Radsport auch durch ihn in Deutschland zu dem geworden, was er jetzt ist.
Ullrich versicherte, er sei fit, könne sofort eine Lizenz und ein Team bekommen, aber er werde in der Zukunft nicht mehr als aktiver Profi am Radsport teilnehmen, er werde aber dem Radsport erhalten bleiben. Er werde mit dem aufstrebenden Team Volksbank aus Österreich zusammenzuarbeiten, das ihn auch als Aktiven verpflichtet hätte, dessen Berater und Werberepräsentant er nun werde. Er freue sich auf seine neue Karriere.
Schade, sicher hätte Jan Ullrich eine fairere Behandlung verdient gehabt. Ich hätte ihn sehr gerne nochmal in Frankreich gesehen, wie auch die vielen Radfans, denen Ullrich ausdrücklich gedankt hat. Zumindest hätte er ein erfreulicheres Karriereende verdient gehabt. Ohne die tiefdunklen Wolken des weiterhin bestehenden Dopingverdachts, dem er nicht entgegen wirkte. Und sei es, dass er eine DNA-Probe abgegeben hätte, auch wenn er dazu nicht verpflichtet ist. Das Ausbleiben einer solchen Probe mit dem mangelnden Vertrauen in die Gerichte zu erklären, war schwach. Und vom Topfahrer eines Pro-Tour-Teams zum Berater eines zweitklassigen Ösi-Teams und Werbeträger eines Reifendichtmittels und Multifunktionswäsche, es gibt sicher Erfreulicheres, zumindest für seine Fans.
tatsächlich schade, er hätte mehr verdient, als sich jetzt bei den Ösen ein paar Cornis extra dazuverdienen „zu müssen“. Recht hat er mit seiner Kritik. Hauptschuld trifft die Funktionäre und Verbände.
Es kann nicht so schwer sein, die Tests für jeden Rad-Profi obligatorisch durchzuführen. Das ist das Einzige was so etwas in Zukunft vermeiden helfen würde und dem Radsport wieder ein 1997/98er Image verschaffen könnte.
Ich fand seinen Abgang eher mehr kindisch, als kritisch. Und dass er immer sauber gefahren ist, glaube ich auch nicht. Nichtsdestotrotz: Schade.
ich denke zu mehr als kindischer Kritik war ein nicht in der Lage ohne einen handfesten Gegenbeweis…den er aber nie bringen musste/ wollte. Erst hätte man ihm das Doping wirklich mal nachweisen sollen. Ob er immer sauber war kann ich nicht beurteilen, denke es aber, da auch Kollegen wie Zabel und Voigt immer neidisch auf Ulles genetische Vorteile waren; und am Ende gewinnt bei dem Sport doch der der mehr Schmerzen aushält. Die kann auch Doping keinem nehmen.