Eines vorneweg, billig ist es nicht, wenn man vorhat, seinen Skiurlaub im Grödner Tal zu verbringen, aber es lohnt sich. Unbedingt sogar.
Die großartigen Dolomiten sind dort unter den wachsamen Augen des Langkofels so wunderschön, dass mir auch mal weniger anspruchsvolle – um nicht zu sagen: langweiligere – Pisten egal sind, wenn die Kulisse so atemberaubend ist wie auf der Seiser Alm, unterhalb der Marmolada oder überhaupt auf der Sellaronda. Diese Skiroute rund um den Sellastock bietet ganz tolle Pisten, aber eben auch eher flache Pisten, auf denen ich dann auch die Zeit hatte, das Panorama zu genießen.
Ein echter Nachteil der Sellaronda ist tatsächlich deren Beliebtheit, so richtig richtig machen kann man es bei der Planung daher auch nicht. An den Lift- und Seilbahnstationen staut es sich doch immer wieder ziemlich stark, lange Wartezeiten nerven irgendwann, auch beim schönsten Wetter und dem schönsten Panorama. Bei schlechter Sicht sind die Wartezeiten zwar kurz, dafür hat man wenig vom Sellastock, vom Sellajoch, vom Grödner Joch (ein weiteres mächtiges Massiv), von der Marmolada und den tollen Blickwinkeln auf die Langkofelgruppe.
Die Sellaronda (grün: gegen den Uhrzeigersinn, orange: im Uhrzeigersinn) ist aber bei weitem nicht die einzige Attraktion, das Grödner Tal bietet so viele abwechslungsreiche Pisten, dass die Runde eher ein Schmankerl ist, bei dem man sich auch ein bisschen erholen kann. Der Col Raiser (ein Gipfel unterhalb der Geislergruppe und der Seceda) in St. Cristina, wo wir wieder bei der lieben Martha gewohnt haben, bietet wunderschöne und anspruchsvolle Pisten, auf denen wir uns jeden Tag abseits vom Trubel eingefahren habe. Danach hatten wir die Qual der Wahl: hoch zur Seceda und dort die breiten Pisten zum Carven nutzen, die „La Longia“ nach St. Ulrich wagen oder wieder hinunter nach St. Cristina und von der Talstation des Col Raiser mit der unterirdischen Bahn zur Talstation der Saslong pendeln, wo das riesige Skigebiet erst richtig losgeht.
Aber alles der Reihe nach: Die „La Longia“ ist eine wunderbare, 10,5 km lange Talabfahrt nach St. Ulrich, die nicht nur eine grandiose Aussicht auf Langkofel, Plattkofel und Seiser Alm bietet, sondern auf einer breiten Piste regelrecht zum Carven einlädt. Bezahlen muss man – also nicht nur ich –  dieses Vergnügen mit einer langen Wartezeit bei der Mittelstation, wenn man wieder zur Seceda zurück wollte. Der Nachteil der großen Kabinenseilbahnen, die es so oft gar nicht mehr gibt.
Das haben wir dieses Jahr vermieden und deshalb den kurzen Fußmarsch durch St. Ulrich auf uns genommen, um zur Seiser Alm hinaufzufahren: Die Pisten dort bieten ein tolles Panorama, dafür haben wir uns teilweise fast – aber auch nur fast – gelangweilt, so flach waren die Pisten.
Aufregend wurde es dann in Saltria auf der Seiser Alm, wo man auf der Saltner Schwaige hervorragend isst: Wir haben nicht die Seilbahnen für den Rückweg gewählt, sondern sind mit dem Linienbus (!) hinüber zum Monte Pana gefahren. Da klingt nicht sehr spektakulär, die Route ist allerdings nicht mehr als ein Forstweg und nicht breiter als ein Bus. Im Sommer konnte ich mir das kaum vorstellen, als ich auf einem Teil der Strecke mit dem Rad gefahren bin und das Haltestellenschild gesehen habe. Die 3€ für die einfache Fahrt sind dabei wirklich fair und lohnen sich.
Besondere Erwähnung muss auch die Saslong finden, die Weltcupstrecke in Gröden (Kameraabfahrt von Hans Knauß). Steil, schnell und wunderschön zu fahren. Ich genieße dort jede Abfahrt, allerdings ist sie am Nachmittag zunehmend schwerer fahrbar, weil zu viele auf der Strecke rumrutschen, die dort eigentlich nichts zu suchen haben. Ein Russe mit Pflugbögen und Helmkamera war arg lustig anzusehen.
Besonders schön war es wieder auf der Gamsbluthütte, schöne Grüße dorthin!
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Ich habe anfangs die satten Preise erwähnt: Der Skipass ist zwar so teuer wie in keinem anderen der Skigebiete, in denen ich bisher war, der Skipass „Dolomiti Superski“ gilt allerdings für alle (!) Pisten in Südtirol, selbst in Cortina und Sexten dürfte ich damit noch fahren. Und auf der Sellaronda kommt man ja in einige andere Skiregionen Südtirols, z.B. in Fassatal, ins Gadertal (Alta Badia, Corvara) oder Arabba unterhalb der Marmolda. Der Skibus muss in Gröden auch extra bezahlt werden, 7€ sind nicht die Welt, woanders ist der Skibus aber im Skipass inklusive. Die Getränkepreise auf den Hütten sind im Vergleich zu Österreich und Deutschland auch gesalzen, 5€ für ein alkoholfreies Weißbier finde ich echt grenzwertig teuer.
Nichtsdestotrotz kann ich die Gegend nur empfehlen, im Sommer wie im Winter. Wunderschön und wunderbare Menschen.