So wird das nichts der Dopingbekämpfung

ARD und ZDF sind gestern mit sofortiger Wirkung aus der Berichterstattung über die Tour de France ausgestiegen. Ein konseqenter Schritt, wie ich immer noch finde, denn wenn sich die Fahrer nicht mehr im Fernsehen präsentieren und dort Werbung für die Sponsoren machen können, bleiben früher oder später die Gelder aus und der lang ersehnte Selbstreinigungsprozess wird irgendwann einsetzen. Das ist alles Theorie und es wird wohl Theorie bleiben, denn der Kuschel- und Rotstift-Sender Sat.1 hat den Schritt der Öffentlichen offensichtlich nicht verstanden und steigt heute um 15.oo Uhr in die Live-Berichterstattung ein, weil die Radsportfans eine Übertragung verdient hätten. Aha. Wirklich beeindruckend, ein völlig falsches Signal an die, die auch weiterhin im Labor statt auf dem Rad ihre Leistung suchen: Setzt der eine ein Zeichen, macht es der andere zunichte und der deutsche TV-Boykott ist nach nur 24 Stunden kein Boykott mehr. Ein Ausweichen zu Eurosport, wie von mir gestern angedacht, steht jedem frei, der Interesse an diesem Sport hat, aber ein Einstieg in die Berichterstattung zum jetzigen Zeitpunkt ist nun wirklich fatal. „Trafficnutten“ werden Blogger gerne mal genannt, wenn sie für ein paar Besucher mehr am Tag alles tun, „Quotennutte“ wäre demnach wohl das TV-Äquivalent…

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

6 Kommentare

  1. beschämend und in dieser Form nicht hinnehmbar. Ein weiteres Argument, wenn es um die Prüfung der Aufrechterhaltung der Sendelizenzen geht. In einer Woche zwei derart beschissene Entscheidungen zu treffen? Glückwunsch SAT 1 – willkommen auf neun live Niveau. Schade nur, dass das bei dem Sender wohl kaum noch einen stört. Quotennutte ist sicher noch der höflichste Ausdruck…

  2. Ich meine, wie lächerlich ist das denn alles bitte?! Riesen Doping-Skandal, riesen Tammtamm, riesen Summs – wie bescheuert muss ich als Doping-Fahrer sein, wenn ich trotzdem teilnehme? Muss ich mich da nicht auf Kontrollen einstellen? Auf gesteigertes Interesse der Öffentlichkeit? Und wenn man es schon nicht aus „sportlichen“ Gründen sein lässt, dann wenigstens aus ureigenen, niederen, finanziellen. Dann doch lieber einen auf Burnout gemacht, sauber werden, trainieren und nächstes Jahr teilenehmen. So gibts garantiert keine Kohle mehr vom Sponsor…was für ein armer Sport. Was für eine Scheinheiligkeit.

  3. Kann ich auch nicht nachvollziehen, wie ich wohlwissend gedopt zu haben diese Erklärung unterzeichnen und an der Tour teilnehmen kann, wo doch dieses Jahr jedem doppelt auf die Finger geschaut wird.
    Unmöglich finde ich es von Herrn Voigt, die Öffentlich-Rechtlichen für ihren Ausstieg zu kritisieren mit dem Verweis darauf, dass doch der Fall außerhalb der Tour stattgefunden habe.

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