Stuttgart 21 auch in Würzburg?

Seit Monaten hängt an vielen Robinien in der Trautenauer Straße Trauerflor, weil diese im Zuge der geplanten Sanierung abgeholzt und durch neue ersetzt werden sollen, mein Bild ist aus dem Mai, als der Trauerflor noch neu war. Grund für die notwendige Sanierung sind die Wurzeln der Bäume, die den Gehsteig und vor allem den Radweg erheblich zerstört haben. Wer dort jemals mit Inlinern oder mit dem Fahrrad unterwegs war, weiß, wovon ich spreche.

Eine kostspielige Sanierung des Wurzelwerks sichert nicht das Überleben der Bäume, die geplanten Neupflanzungen sind billiger, dann werden es auch keine Robinien mehr sein, sonst sähe die Straße bald wieder so aus. Seit Monaten wird wegen der Sanierung gestritten, vor allem deshalb, weil die Anlieger an der geplanten – ziemlich aufwändigen – Baumaßnahme finanziell beteiligt werden sollen. Dass die Anwohner dagegen protestieren, kann ich gut nachvollziehen, warum soll ich als Anwohner dafür blechen, dass vor Jahrzehnten Bäume gesetzt wurden, deren Wurzeln sehr aggressiv sind? Auch der Umfang der Sanierung wird diskutiert, da die Straße selbst nicht betroffen scheint und lediglich der Geh- und Radweg dringend eine Frischzellenkur braucht, eine Gesamtsanierung aber angedacht ist.

Es geht ums liebe Geld, die Umlegung wäre ein enorme finanzielle Belastung, die nicht jeder mal eben stemmen kann. Nur weil man in der Trautauer Straße wohnt, heißt das nicht, dass man im Geld schwimmt. Hier sollte also dringend geredet und nicht plump Widerstand geleistet werden, wozu mancher kluge Main-Post-Leser schon wieder im Forum aufruft, da Stuttgart 21 überall sei und ziviler Ungehorsam angesagt wäre, wenn am Dienstag um fünf der Bayerische Rundfunk kommt. Bleibt mal auf dem Teppich und vor allem vernünftig. Wer sich an die Robinien ketten will, bitte sehr, der soll mal dort angekettet bleiben. Es wird auch wieder kälter. Wer in der warmen Stube besonnen die Meinungen austauscht, dürfte eher etwas erreichen. Dass die IG Trautenauer Straße wirklich Bäume retten will, glaubt ihnen doch eh keiner, es geht ums Geld. Punkt.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

7 Kommentare

  1. Den Trauerflor an den Robbynien haben die Anwohner um neue Protestnoten erweitert. Gestern habe ich gesehen, dass dort jetzt – von Baum zu Baum immer abwechselnd – Zettel mit folgenden Aufschriften hängen:
    1. „Die Baummörder kommen!“
    2. „Helft uns!“
    Schade, dass so mancher berechtigte Protest in Albernheiten ausartet, die zumindest ich nur belächeln kann.

  2. „Schade, dass so mancher berechtigte Protest in Albernheiten ausartet, die zumindest ich nur belächeln kann.“

    Mir kommt es auch so vor, als würde hier berechtiger Protest gegen die Umlegung der Kosten auf die Anwohner zu einem albernen „Protest“, bei dem diese aggressiven Robinien geschützt werden sollen, die – laut Wikipedia, ich habe keine Ahnung von Bäumen – gar nicht so großartig sind, wie uns die eine grüne Stadträtin weismachen will. Zudem werden neue Bäume gepflanzt, ich verstehe gar nicht, wo hier das Problem ist.
    Dieser Baumschutz ist ein dämlicher Vorwand wie der Schutz des Juchtenkäfers in Stuttgart.

  3. Direkt armselig finde ich es, dass Kinder hier Briefe an OB Rosenthal geschrieben haben und die kindliche Sorge um die Bäume hier von den Eltern instrumentalisiert wird, um auf diese Weise auch wieder gegen die Kostenumlegung zu protestieren. Wem geht es denn ernsthaft um diese Bäume, die den Gehweg kaputtmachen und vielleicht die gleichen Kinder, die jetzt Briefe schreiben durften, von ihrem Velo holt, weil der Gehweg aufgerissen ist. Das ist echt eine ganz plumpe Art und Weise, wie hier protestiert wird.
    Wahrscheinlich sehen wir dann heute Abend auch verheulte Kinderaugen, die sich um die Robinien sorgen, weil die süßen Vögelchen dort nisten und im Sommer so wunderbar Schatten spenden. Auch ich freue mich schon auf das nächste Picknick in der Trautenauer Straße.

    Geht’s noch?!

  4. Kleiner Nachtrag nach dem Beitrag im BR am 12.10.2010 im Rahmen der „Abendschau“:
    Kinder stehen mit Plakaten, mit denen sie die armen Bäume – die, unter denen sie so schön Schatten haben – leben lassen wollen, Erwachsene prollen rum und haben eigentlich nichts zu sagen, außer dass sie nichts bezahlen wollen. Das, so habe ich ja schon geschrieben, kann ich nachvollziehen. Wie sich dann aber die Anwohner verhalten, als Dieter Müller, der Chef des Gartenamtes die nüchternen Fakten schildern, ist mehr als stillos und zeigt, dass hier wohl kaum normal geredet werden kann, wenn sich die Damen und Herren aus der Trautenauer Straße immer so verhalten. Die Bäume seien aggressiv, das habe nicht eher, sondern ein Baumgutachter festgestellt. Interessiert niemanden, der Reporter versteht kaum sein eigenes Wort, Vertreter der Stadt muss man wie im letzten Dorf ausbuhen. Auch Christian Weiß, der Pressesprecher der Stadt, widerspricht einem Anwohner, der in seiner ganzen Ahnungslosigkeit die Trautenauer Straße für 50.000 bis 100.000€ renovieren will, während die große Maßnahme 1,7 Millionen € kosten könnte.

    Die Leute von dort oben haben offenbar mächtig viel Ahnung von Straßenbau und Bäumen, sonst würden sie sich so nicht verhalten. Vielleicht haben sie aber auch einfach nur keinen Anstand. Und an der Sache wird sowieso vorbeigestritten, niemand will schließlich die bescheuerten Bäume retten, es geht nur ums Geld. Es ist ja nicht so, dass die Allee für immer zerstört wird, es gibt ja neue Bäume.

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