Superwahljahr 2008?

Morgen in einer Woche haben wir in Bayern Kommunalwahl, im September wählen wir einen neuen Landtag, all die schönen Wahlplakate und Stände in der Innenstadt habe ich richtig liebgewonnen. Wenn jetzt Frau Ypsilanti, die nächsten Donnerstag SPD-Kandidat Georg Rosenthal in Würzburg besucht, wirklich mit Gysis und Laf(f)os Kommunisten – dabei ist es völlig egal und reine Haarspalterei, ob das nun aktiv oder passiv geschieht und eben anders genannt wird – zusammenarbeiten will, drohen inzwischen führende Unionspolitiker mit dem Ende der Großen Koalition in Berlin, was bedeuten würde, dass wir wie 2005 vorgezogene Neuwahlen auf Bundesebene hätten und die Plakate nur ausgetauscht werden müssen. Im Moment wäre Kurt Beck als Kanzlerkandidat sicher auch äußerst chancenreich.

Es muss Beck und Ypsilanti und all den anderen, die diesen Kurs leider unterstützen wirklich sehr viel daran gelegen sein, Frau Ypsilanti endgültig als diejenige hinzustellen, die Roland Koch aus dem Amt gedrängt hat. Mehr und mehr bewahrheitet sich nämlich das, was im Wahlkampf schon absehbar war, es ging weniger, eigentlich ganz selten, um Inhalte, sondern nur darum, Roland Koch zu stürzen. Jetzt, wo man so knapp davor steht, scheint jedes Mittel recht zu sein, auch das Brechen von Wahlversprechen. Wenn eine von der Linken abhängige rot-grüne Regierung in Hessen erstrebenswerter ist als eine stabile kooperative Große Koalition bis 2009, dann soll Genosse Kurt mal so weitermachen, sehr wahrscheinlich darf Michael Naumann am Sonntag bei der Hamburger Bürgerschaftswahl diese merkwürdige Linie seines Vorsitzenden ausbaden. Als Denkzettel wäre das nicht verkehrt.

Aus irgendeinem Grund werden Linksextreme – Frau Wegner hat unter der Woche ja gezeigt, wie sicher nicht nur sie denkt, auch wenn sich die Parteiführung schnell von ihr distanziert hat – zwar nicht hofiert, aber auch nicht aus der politischen Diskussion ausgegrenzt, wie das völlig zu Recht mit den Rechten passiert. Im Gegenteil, die SPD scheut sich nicht vor einer Zusammenarbeit, die im Osten schon fast alltäglich ist und jetzt auch im Westen salonfähig gemacht werden soll. Die plumpen Parolen auf den Plakaten zielen auf kein anderes Klientel ab als die der Republikaner, über die nicht nur ich mich schon lustig gemacht habe. Geholfen ist den potenziellen Wähler im Nachhinein ganz bestimmt auch nicht, die Partei bekommt nur die nötigen Zuschüsse, um weitermachen zu können.

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Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“