Am 06.08. sind wir nach einem unfreiwilligen Ruhetag unsere erste Tagestour gefahren. Der Dauerregen vom Vortag war zum Glück weg, der bewölkte Himmel hielt uns nicht mehr im Hotel. Von Sexten-Moos sind wir zunächst auf der Straße den Kreuzbergpass hinaufgefahren und dort am Kreuzbergpass-Hotel auf den Wanderweg zur Alpe Nemes abgebogen, um wieder unbefestigten Boden unter den Rädern zu haben. Nach einem schönen und gleichmäßigen Anstieg gelangt man zu einem wunderschönen Hochmoor (Biotop Seikofel-Nemesalm), durch das der Wanderwege direkt hindurchgeht. Die Latten, die dort als Tritthilfe verlegt sind, haben schon bessere Zeiten hinter sich, sie sind im Morast versunken, die Räder zu schieben war in diesem Fall auf jeden Fall die bessere Alternative, da sonst eine unfreiwillige kalte Fangefango unausweichlich gewesen wäre. Auf knapp 1800 Metern ü.A. fährt man durch dieses Moor, ehe der Weg wieder bergab geht, vorbei am „Negerdorf“, einem Überbleibsel aus dem Dolomitenkrieg. Orientieren sollte man sich hier an den Schildern zur Helmhanghütte und zum Tschurtschentaler Hof. Knapp 300hm sind wir also abgefahren, ehe der Anstieg zum Helm-Restaurant begonnen hat. Ein angenehmer, leicht zu fahrender Wirtschaftsweg, auf dem man immer wieder die Helm-Skipisten kreuzt und u.a. an der Lärchenhütte vorbeifährt.
Nach dem Mittagessen im Helm-Restaurant (2041 Meter ü.A.) haben wir uns aufgemacht, um die letzten 400hm hinauf zum Gipfel des Sextener Hausbergs zu nehmen, vorbei an der Hanspielhütte, die wahrscheinlichen härtesten Höhenmeter unser Tour, da die Steigung sehr unangenehm ist und loser Schotter immer wieder dafür gesorgt hat, dass die Räder durchdrehen und der Tretrhythmus gestört wird. Auf dem Gipfel wartet als Belohnung keine bewirtschaftete Berghütte, das Helmhaus ist eine verfallende Hütte auf 2441 Metern ü.A.; etwas unterhalb des Gipfels kann man Geschichte hautnah erleben, eine Bunkeranlage aus dem Dolomitenkrieg zeugt einmal mehr davon, dass in dieser Gegend im Ersten Weltkrieg ein erbitterter Kampf zwischen Italienern und Österreichern tobte, da die Frontlinie direkt im Hochpustertal verlief. Da A. das Füllhorn – cornua copiae – sehen wollte, ist er noch zur Sillianhütte gefahren, während ich auf dem Helm eine halbe Stunde die totale Ruhe in Verbindung mit der sensationellen Aussicht genossen habe.
Nach der Pause auf dem Helm sind wir von 2441 Metern auf 1310 Meter (Meereshöhe der Helmbahn-Talstation) über den Leiten abgefahren, um auch noch die andere Seite des Helm zu sehen. Die Wirtschaftswege waren irgendwann langweilig, die schwarze 13, eine Skipiste, war eine echte Herausforderung, vor allem für den Kopf. Durch fast hüfthohe Gras sind wir den steilen Hang runtergefahren, entsprechend weich sind wir gefallen, wenn es doch mal zu steil war. Eine Riesengaudi, an deren Ende wir beide über den Lenker abgestiegen sind, weil wir im Flachen einen Entwässerungsgraben der Piste übersehen haben. Leider war die Abfahrt viel zu schnell vorbei, der Entwässerungsgraben hat zudem für den dritten Defekt gesorgt, weil das Schaltauge an A.s Rad ziemlich gelitten hat. Ein Cent-Artikel, den man als Ersatz immer auf eine solche Tour mitnehmen sollte, da das Schaltauge eine Art Sollbruchstelle ist, wenn das Rad auf die Schaltung fällt.
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Lediglich ein kurzer Schauer am Helm-Restaurant hielt uns etwas auf, ansonsten war es bewölkt, aber trocken. 41,4 Kilometer Wegstrecke, aber 1508hm, ein anspruchsvoller, aber unvergesslicher Tag, an dem sich selbst die härtesten Momenten im Nachhinein in jeder Hinsicht gelohnt haben.