Tu infelix Würzburg

Die Schnüdel… Im Rheinischen Merkur vom letzten Wochenende war ein interessanter Bericht: Tu felix Schweinfurt, zu deutsch Du glückliches Schweinfurt. Darin werden die Vorzüge unserer Nachbarschaft gewürdigt, wo man sich seit Jahren abrackert, Würzburg zumindest ein bisschen den Rang abzulaufen. Nicht als Touristenmagnet, dafür fehlt es der Industriestadt einfach an attraktiven Bauwerken, aber als Kultur-Stadt und Stadt strengt sich Schweinfurt schon in bemerkenswerter Weise an und auch sonst tut sich mainaufwärts spürbar etwas, während bei uns oft nur geredet, abgelehnt und dilettantisch danebengegriffen wird. An den abgelehnten Arcaden am Bahnhof allein kann man es nicht festmachen, dass Würzburg momentan etwas hinterherhechelt, auch wenn damit eine große Chance leichtfertig vertan wurde, weil Ringpark und eigener Profit von einer Bürgerinitiative gerettet werden mussten. Stattdessen sollte ein wenig adäquater Ersatzklotz am Mozart-Gymnasium potenzielle Käufer nach Würzburg locken, von dem inzwischen aber auch nichts mehr zu hören ist, was wahrscheinlich auch besser ist. Der Kulturspeicher bietet wirklich interessante Exponate, die Schweinfurter Ausstellungen in der neuen Kunsthalle scheinen aber ein größerer Besuchermagnet zu sein. Während Schweinfurts berühmtester Sohn, Friedrich Rückert, entsprechend gewürdigt wird, fristet Wilhelm Conrad Röntgens Labor am Röntgenring ein unattraktives Schattendasein, da man nur selten dort hineinkommt, was auch Herr Rötter gestern in der Main-Post moniert hat.

„Zukunft findet Stadt“ war vor einigen Jahren ein gelungener Slogan, auch da kann sich Würzburg eine Scheibe abschneiden, wo krampfhaft ein erklärungsbedürftiger und wenig origineller Spruch durchgedrückt werden soll. Jetzt trägt der Beitrag im Merkur zwar recht dick auf und ist sicher auch eine Liebeserklärung an die Stadt, aber nachdem ich weiß, wie Schweinfurt vor 10 und 20 Jahren ausgesehen hat, muss man neidlos den Hut ziehen, was sich dort in den letzten Jahren getan hat, wenn man sieht, was sich bei uns in Würzburg eben nicht oder bedauerlicherweise getan hat. Da wird dann gerne alles auf die ehemalige Oberbürgermeisterin abgeladen, obwohl deren Vorgänger und der Stadtrat sehr viel mehr verbockt haben. Einigkeit wie beim Straba-Bau zum Hubland besteht viel zu selten, weil irgendwelche persönliche Animositäten wichtiger zu sein scheinen. Frau Grieser kann ja den Würzburgern mal ein paar Tipps geben… Sonst sind wir bald die Düdel.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

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