Die Diskussionsrunde über das Arcaden- und Bahnhofsprojekt auf TV Touring ging jetzt aber schnell vorbei. Über Satellit wurde Punkt Sieben der Saft abgedreht, weil jetzt das grandiose Oberfranken Aktuell über den Äther geht. Neues hat die von Norbert Hufgard moderierte Runde mit OB Dr. Pia Beckmann, Rainer Kuttig (mfi), Raimund Binder (BI) und Peter Collier (Einzelhandelsverband) nicht gebracht, aber das war auch nicht zu erwarten. Anfangs wurden die altbekannten Positionen ausgetauscht und auch im Verlauf des Gesprächs blieb es bei den Meinungen, die Stadt verödet, die Stadt verödet nicht, die Kaufkraft steigt nicht, die Kaufkraft steigt und die Bahn saniert den Bahnhof ohne die Arcaden, die Bahn saniert nur mit Arcaden.
Frau Beckmanns und Herrn Kuttigs Argumentation war eher nachvollziehbar, was aber v.a. daran lag, dass Herr Collier vorwiegend mit Zahlen und Gutachten um sich warf, die Frau Beckmann mit anderen Gutachten (oder denselben) zu beantworten wusste. Herr Collier führte z.B. 15.000 zusätzliche Fahrzeuge an, die jeden Tag die Arcaden anfahren sollten, bestritt aber vehement, dass diese – von wem auch immer – prognostizierte Zahl mit einer Kaufkrafterhöhung für die Würzburger City einherginge.
Wenig später plädiert er einmal mehr für die von ihm und der BI favorisierte Residenz-Galerie auf dem Mozart-Areal und am Kardinal-Faulhaber-Platz vor der AOK, weiß aber keine Antwort darauf zu geben, wohin auch nur ein Bruchteil der dann erwarteten Fahrzeuge in der Innenstadt fahren soll? Es fände sich für diese Variante sicher wieder eine BI, die dagegen protestiert – und das zu Recht. Überhaupt verstand es Herr Collier sehr gut, die üblichen Referenzbeispiele heranzuziehen, die schon lange die Argumentation der Gegner stützen. Überzeugen konnte er mich nicht.
Sehr blass blieb Raimund Binder, der Exbäadde von der BI, der nur wenig zu sagen hatte und sich in meinen Augen auf Vermutungen und Unterstellungen stützte anstatt einmal mit echten Fakten zu kontern. Er ist sich so z.B. sehr sicher, dass es in den Arcaden nie und nimmer bei den genehmigten 20.000qm Verkaufsfläche bliebe, sondern er sieht ein dickes Plus an Quadratmetern in der Hinterhand der mfi, was Frau Beckmann mit Verweis auf den Stadtratsbeschluss bestritt. Für ein ebenfalls von Herrn Binder herangezogenes Buch wurde er von der OB nur noch belächelt, da dieses wohl wegen falscher Angaben per Einstweiliger Verfügung aus dem Verkehr gezogen wurde. Und sonst? Herr Collier wollte Herrn Kuttigs Aussage, die Arcaden brächten um die 1000 Arbeitsplätze nicht mit einer Prognose für die Innenstadt kontern, sah aber dann ein Null auf Null am Schluss, was wiederum Frau Beckmann ungläubig bestritt.
Was bleibt jetzt am Ende? Ich wurde in meiner Meinung bestätigt, dass die BI, die den Ringpark retten will, wirklich keine Argumente hat, die zu einem nochmaligen Überlegen anregen könnten. Wenn Herr Binder nicht weiß, auf welche Weise zehn Millionen Euro nur für die Bahnhofshalle investiert werden sollen, möchte ich mal wissen, wie seine Vorstellungen für eine Renovierung aussehen. Will er mit einem großen Eimer Alpina Weiß anrücken und ein bisschen was ausbessern? Ich wurde auch in meiner Meinung bestätigt, dass die Plakate der mfi nur eine Antwort auf die Plakate der BI sind, weil die mfi und die Stadt eigentlich gute Gründe haben, dass die Arcaden gebaut werden. Ebenso fühle ich mich bestätigt, dass bei einem möglichen Durchbruch des Bahnhofs Richtung Grombühl/ Stein ein neues Tor zur Innenstadt entsteht und ich bin weiter fest davon überzeugt, dass Leute vom außerhalb der Stadt, die die Arcaden besuchen, nicht dort einkaufen und danach postwendend wieder nach Hause fahren, sondern unsere schöne Stadt auch besuchen – schließlich ersetzen die Arcaden nicht die gesamte Stadt. Die Einzelhändler wollen nichts abgeben, die mfi will verdienen, die Stadt profitieren. Alle drei Positionen leuchten ein und doch hat Würzburg einen echten Schritt nach vorne endlich mal bitter nötig. Ohne Arcaden werden wir hier im Stillstand verharren und früher oder später veröden. Dann fahre ich lieber gleich in eine andere Stadt zum Einkaufen und kehre der „Einkaufsstadt“ Würzburg ganz den Rücken.
Eines noch: Ein Phrasenschwein wie beim Doppelpass wäre nicht verkehrt gewesen. Auf jeden Fall hätte Herr Binder mit „Ein Euro kann nur einmal ausgegeben werden“ alle anderen ausgestochen. X’undheit!
Hab grad das Ende der Wiederholung gesehen…
Was passiert, wenn weniger als 10% mitmachen? Wird der BürgEntsch dann wiederholt oder gilt das Ganze dann als abgelehnt?
Es haben, so habe ich heute in der Main-Post gelesen, schon über 7000 Bürger abgestimmt oder Briefwahl beantragt. Um die 10000 müssen kommen, also daran sollte es nicht scheitern.
Ich habe die Talkrunde gleich nach der ersten Nobbi-Hufgard-Frage („Frau Beckmann, in zwei Sätzen, warum braucht Würzburg die Arcaden?“) weggezappt. Denn als die OB mit ihren roten Ohren ins Bild kam, war’s mir schon zuviel. Bin dann lieber zu „Verbotene Liebe“ gewechselt (schäm) – das war wenigstens unterhaltsam. Und die Akteure schnuckeliger.
Dafür musst du dich nun wirklich schämen. Unmöglich, du solltest eine Woche Bloglese-Verbot bekommen!
😀
Tja, da sieht man wieder, wie verlogen die BI „Ringpark in Gefahr“und dieses „Nein zu den Arcaden“-Bündnis sind. Anstatt alternative, vernünftige Vorschläge und konkrete, realistische Konzepte vorzulegen, die dem Weinfass an der Autobahn zum Anschluss an die anderen deutschen Großstädte verhelfen sollen, werfen sie mit Argumenten und Befürchtungen um sich, die sich teilweise sogar selbst widersprechen. Naja, angesichts unverschämter Preise (Zeitzeichen) und nicht vorhandener Kundenfreundlichkeit (Kaufhof) in einigen Innenstadtläden, kann ich es fast gar nicht erwarten, der Innenstadt den Rücken kehren zu dürfen…
Hast du eigentlich irgendein Problem mit Würzburg, weil du keine Möglichkeit auslässt, eine abfällige Bemerkung über unsere Stadt zu machen? Es gibt mehr Leute als du denkst, die sich hier wohl fühlen und es gibt wirklich genug Städte, die man locker flockig mal hässlich nennen kann und Würzburg gehört ganz sicher nicht dazu!
der bub sollte mal nach stuttgart ziehen und sich hier unwohl fühlen, dann würden ihm solche Kommentare im Halse steckenbleiben
Wieso kommt eigentlich in Unterfranken Oberfranken aktuell!!?!?
Kommt dafür in Oberfranken Unterfranken aktuell 😉
Das ist die scheiß Globalisierung! Wir müssen uns da mal dagegen wehren… 😉
Nein, über Satellit teilen sich mehrere kleine Lokalsender auf „FrankenSat“ die Frequenz und da steht dann für TV Touring Würzburg nur die Stunde von 18.00-19.00 Uhr zur Verfügung. War schade, weil Herr Binder da eben drauf und dran war, sich in Rage zu reden. Das hört sich dann bei uns Unterfranken manchmal sehr lustig an, wenn die weichen Buchstaben hart und die harten weich ausgesprochen werden, oder alles hart.
Ich kann doomshit übrigens nur zustimmen. Kaufhof hatte mich aufgrund seiner ausgeprägten unfreundlichkeit auch schon einmal für ein Jahr als Kunden verloren.
Nachdem ich jetzt aber beim Kaufhof 15% Rabatt bekomme… Asche auf mein Haupt.
Ehrlich gesagt finde ich es ungewöhnlich, dass Würzburg seinen Bürgern direkt die Möglichkeit gibt bei der „Gestaltung des Innenstadtbildes“ mitzureden. In anderen Städten gibt es nicht wegen jeder Kleinigkeit einen Bürgerentscheid – direkte Demokratie!
@isnochys: In Stuttgart leben knapp 600.000 Menschen. In Würzburg 130.000…Also etwas mehr als ein Fünftel von Stuttgart. Deshalb spielt Stuttgart in einer ganz anderen Liga als Würzburg. :arrow_wp:Vergleich = Unsinn
Abgesehen davon glaube ich, dass nicht jeder das provinziale Weinfass an der Autobahn gegenüber Stuttgart als Wohnort bevorzugen würde…
@algore:Sicher? Zugegeben Würzburg hat vlt ein paar schöne „Einzelkomponente“ (Dom, Falkenhaus…). Aber die Innenstadt als Ganzes ist alles andere als attraktiv und schön. Schau dir doch mal andere Großstädte an…(Ich sprecht NICHT von Stuttgart, sondern von vergleichbaren Städten wie Mainz, Freiburg, Karlsruhe, Potsdam….)
Die Städte, die du nennt, wurden aber auch nicht 1945 dem Erdboden gleichgemacht. Und was in Potsdam in 40 Jahren DDR kaputtging, wurde mit Steuergeldern im Handumdrehen hochgezogen. Darüber hinaus kenne ich wenige Städte im wilden Osten!
@algore: Ich meinte aber nicht irgendwelche Barock- oder klassizistischen Bauten, die vor 1945 gestanden haben, sondern größere(in Würzburg mit Ausnahme der Juliuspromenade nicht statt gefundene) Umbau-, Modernisierungs- und Neugestaltungsmaßnahmen in den letzten Jahren im Innenstadtbereich. Hier sind sogar kleinere Städte wie Aschaffenburg, Schweinfurt oder sogar Karlstadt dem selbsternannten Zentrum Unterfrankens voraus.
Schonmal in Hannover gewesen?
Nee, wieso? Ist Hannovers Altstadt etwa noch unansehlicher als die von Würzburg?
Wüzburg war nunmal die am heftigsten zerstörte Stadt im 2. Weltkrieg.
Die Bausünden aus den 50/60er Jahren kann man nicht so einfag beseitigen.
Du kannst ja eine Initiative gründen.
Hannover gehört, neben Stuttgart zu der häßlichsten Stadt Deutschlands
@doomshit: Ich liebe meine Geburtsstadt wirklich sehr, aber Schweinfurt hat eine batzenhäßliche Innenstadt. Ich hatte 23 nette Jahre da, aber Würzburg ist definitiv schöner als Schweinfurt.
Wenn bei der BI attac auf diese oder jene Weise mit im Boot ist, sollte man schon doppelt vorsichtig sein… Ich denke da nur an die unsäglich schlechte Aktion gegen die Studiengebühren. Ernst nehmen kann man so etwas kaum! Und die „Argumentation“ gewisser Leute in der Arcaden-Diskussion erinnert dann doch so sehr an attac, dass man nur eins und eins zusammenzählen muss.
Damals gab es halt noch nicht die Würzmischung…