Verbaler Amok

Beängstigend, wie kaputt manche Menschen sind. Eigentlich eher bemitleidenswert, wenn ich so nachdenke: An der Tiefkühltruhe wollte ich eigentlich nur nach einem Mischgemüse Ausschau halten, aber weil eine etwas merkwürdig aussehende Dame Frau umständlich auf selbiger lümmelte und nicht wusste, ob sie sich das Iglo Mischgemüse mit Käse-Rucola-Soße oder das nach italienischer Art nimmt, musste ich sie höflich bitten, mir kurz Platz zu machen, damit ich mir meine Ware nehmen kann. Ich habe einen höchst bedrohlichen und bösen Blick bekommen, versehen mit einem gemurmelten Durcheinander, aus dem ich Worte wie „Penner“, „Pimmelkauer“ und „Fatzke“ raushörte, mich aber nicht weiter darum scherte, weil ich Besseres zu tun habe, als mich mit solchen Menschen zu behängen.

Die Frau war wohl wesentlich schneller an der Kasse und hat draußen auf mich oder wen auch immer gewartet, wohlgemerkt auf der anderen Straßenseite. Als sie mich sah, legte sie so richtig los und schrie auf der Straße herum, dass doch jeder erkennen würde, dass sie Alkoholikerin sei. Ja, sie ist Alkoholikerin, ich solle nicht so blöd glotzen, sonst würde sie mir eine in meine arrogante dumme Fresse hauen – ich bin zwei Köpfe größer als sie. Ich solle mein dummes Maul halten – ich habe gar nichts gesagt – und mich schleunigst verpissen, das hatte ich ja auch vor. Ich solle sie gefälligst beachten, sie sei Alkoholikerin und überhaupt sind alle Arschlöcher hier im Viertel die totalen Vollidioten.

Ich habe sie nicht beachtet und schon war der nächste Passant Opfer ihres verbalen Amoklaufes, der mich noch eine Weile akustisch verfolgte.