Vieles kann man kaufen, Skifahren nicht

Ich melde mich mal wieder mit ein bisschen Lästern in meinem Blog zurück: Was ich mit meiner Frau an Neujahr auf der Zugspitze erlebt habe, ist es einfach unbedingt wert, wenigstens in schriftlicher Form festgehalten zu werden. Ein Video existiert leider nicht, vergessen werde ich die Bilder aber trotzdem so schnell nicht.

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Eigentlich wollten wir links und rechts vom Schneefernerlift nach dem Mittagessen ein bisschen fahren, um den Kaiserschmarrn zu verdauen, schon beim Hinfahren fiel uns aber auf, dass die Warteschlange für diesen Tag ungewöhnlich lang war und der Mann vom Liftpersonal ungewöhnlich aufgeregt Sachen zu den Fahrgästen rief, die wir zunächst nicht verstanden. Bevor ich ins Detail gehe, bei diesem Lift handelt es sich um einen gewöhnlich Schlepplift, mit dem normalerweise zwei Menschen gleichzeitig nach oben fahren können, wenn sie sich den T-förmigen Bügel unter den Hintern klemmen und nach oben ziehen lassen. Also wir nun also genauer hinschauten, was da vor sich ging, sahen wir einen Snowboarder, der schon ab Boden lag, sich aber noch verzweifelt an dem Bügel festklammerte und mitgezogen wurde. Hinter ihm rannte der Liftmann her, um Schlimmeres zu vermeiden. Irgendwann ließ der Snowboarder entkräftet los, zumal hinter ihm schon sein Kumpel ähnlich erfolgreich versuchte, mit dem Schlepplift ein paar Meter nach oben zu fahren. Etwas bedröppelt standen nun beide Snowboarder neben der Liftspur und der Liftmann versuchte beiden auf seine Art auf Englisch-Oberbayerisch beizubringen, dass er stehenbleiben müsse und einfach mal den anderen zuschauen solle, die sich auch nicht hinsetzen. „You stand, stand, verstehst, not hinsetz, not sit, stand, heast?“ Noch immer etwas deprimiert nickte der Ami und durfte sich wieder einreihen, um sein Glück kurz darauf wieder zu versuchen. Da dann wackelig, aber erfolgreich.

Vorher waren aber zwei arabische Touristen an der Reihe, die sich offenbar den ersten Skitag ihres Lebens auf der Skipiste geleistet haben. Ihre Frauen standen selbstverständlich vollverschleiert und etwas fehl am Platz an der Bergstation und durften immerhin zuschauen und Selfies im Schnee machen. In Jeans und normaler Jacke standen sie also dar und machten genau das Gleiche, was die Amis vorher gemacht haben: Sie spürten den Druck den Bügels und versuchten umgehend, sich hinzusetzen. Natürlich flog gleich der erste raus, der Liftmann war inzwischen der Verzweiflung nahe, zumal der nächste erwartungsvoll hochfahren wollte und die Amis auch noch anstanden. Das erste Anzeichen, sich hinzusetzen, bewog den Liftmann dazu, laut schimpfend neben dem Araber herzulaufen, ihm dabei kräftig auf den Arsch zu hauen und zu rufen, er solle stehen bleiben. Erstaunlicherweise half das und die ganze Warteschlange jubelte laut, weil endlich einer am Hochfahren war.

Nun waren die beiden Amis dran, auch sie schafften es mit Hilfe des Liftmannes, stehen zu bleiben, auch ihnen war der Applaus der Warteschlange sicher. Nur der zweite Araber schaffte es nicht, über seine Kunststücke wurde ebenso laut gelacht wie über die der anderen zuvor. Als wir dann auf halber Höhe des Hanges waren, wussten wir, dass der beharrlichere und erfolgreichere Araber oben angekommen sein muss, der Lift stoppte nämlich wieder für eine gute Minute, ehe es weiterging. Oben rutschten dann auch wie erwartet die Amis auf ihren Brettern davon, während unser Ski-Scheich ungelenk versuchte, die nächsten fünf Meter auf zwei Beinen und ohne Hinfallen zu schaffen. Es sah nicht nach Spaß aus, unten wieder  angekommen haben wir dann gesehen, dass der zweite Araber in durchnässten Jeans aufgegeben hatte und missmutig zurück zur Bergstation stapfte.

Meine Idee, ihnen für 10.000€ pro Nase, pro Stunde Privatunterricht zu geben, habe ich leider nicht in die Tat umgesetzt.

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Die traumhafte Inversionswetterlage, die uns auf der Zugspitze großartiges Wetter beschwerte, ließ uns bei der Talfahrt noch diese Aussicht genießen, ehe wir in genau die Suppe eintauchten, die Garmisch den ganzen Tag über beherrschte. Auf die neue Eibsee-Seilbahn 2017 bin ich sehr gespannt, die Baumaßnahmen in 3000 Metern Höhe sind sehr beeindruckend, der höchste Punkt Deutschlands ist derzeit das Kranführerhaus.

 

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“