Damit habe ich nicht gerechnet. Dass es so eindeutig ausgeht, war wohl nach den Hochrechungen der letzten Tage nicht zu erwarten, zumal vor zwei Tagen angeblich noch 90.000 Unterschriften gefehlt haben. Egal, 13,9% sind ein eindeutiges Votum, dass das Rauchverbot in Gaststätten wieder auf den Stand vor der Landtagswahl 2008 zurückgedreht wird. Die CSU hat den Aktionismus-Umfaller par excellance gegeben, weil ihnen offenbar von der FDP glaubwürdig erzählt wurde, das schlechte Wahlergebnis lag vor allem an den vergrämten Rauchern, die der CSU den Rücken gekehrt hatten.
Warum gehen viele Raucher zum Rauchen auf den Balkon, vor die Haustür oder aus dem Büro? Weil sie nicht wollen, dass alles stinkt. In der Kneipe, in der Disko oder in der Wirtschaft soll es stinken, am besten im abgetrennten Raum, damit man besonders viel davon hat. In Raucherclubs wurde emsig protestiert, so als ob man ihnen das Rauchen komplett verbieten wollte. Dem ist nicht so. Die Lösung, vor der Tür zu rauchen, hat sich in anderen Ländern ebenso bewährt. Dass jetzt wohl ein Volksentscheid notwendig wird, finde ich ebenfalls affig, der Landtag wird nämlich mit Sicherheit den Gesetzentwurf des Volksbegehrens nicht annehmen. FDP-Landesvize Fischer warnt gleich einmal vor einer Spaltung der Gesellschaft, jetzt fehlt nur noch der Pogrom-Vergleich
Nachdem die Mehrheit der Bevölkerung Nichtraucher ist, sind 13,9% und die Zitterpartie bis zum Schluss dennoch nicht so phantastisch, denn ein Großteil der Nichtraucher hat den sprichwörtlichen Arsch nicht hochbekommen und offenbar darauf gehofft, dass es „die anderen“ schon richten werden. Schade ist das, wenn es so ein Instrument wie das Volksbegehren schon gibt.
Und ganz nebenbei bemerkt, wenn wir schon bei überzogenen Reaktionen sind: Wurde den Muslimen in der Schweiz verboten, ihre Religion zu leben oder Minarette zu bauen? Faschismus, Rassismus und der ganze Schmarrn geistern da wieder durch die Reihen der Berufsempörten. Den polemischen Kommentar von Henryk M. Broder möchte ich doch kurz verlinken, zumal der christliche Sonntag bei manchen der Dauerempörten nicht so schützenswert erscheint wie das Minarett an Schweizer Moscheen, in denen auch weiterhin gebetet werden kann.