Beim Buchen dachte ich, 10 Uhr ist eine gute Zeit, dann komme ich gegen 15 Uhr in Arequipa an. Die drei Frauen am Stand von Sur Oriente, einer Busgesellschaft, schrien zumindest so, als sei ihr Unternehmen das beste.
Mit 55 Minuten Verspätung sind wir schon mal abgefahren, weil die Penner alle Zeit der Welt hatten. Der Bus sah auch eigentlich gar nicht so toll aus wie auf dem Plakat über dem Verkaufsstand, sondern abgenutzt. Ich wollte mich ja auch nicht beschweren bei einem Preis von 15 Soles. Zunächst fuhren wir wieder bis nach Juliaca, die immer noch sehr abschreckende Stadt. Dort hatten wir wieder einen sehr langen Aufenthalt, sodass ich langsam genervt war, weil es nicht so angenehm ist, wenn die Sonne herunterbrennt.
Von Juliaca (3822 m) ging es weiter hinauf, vorbei an der Laguna Lagunillas auf eine weite karge Hochebene bis über 4500 m. Ab der zweiten Hälfte der Strecke sieht man schon bald das Chachani-Massiv (6075 m) und den Vulkan Misti (5822 m). Fast die ganze Strecke ist unbewohnt, daher war ich umso verwunderter, als der Bus mitten in der Einöde anhielt. Sofort sprangen auch einige aus und ich erkannte schnell, dass es sich um eine Pinkelpause handelte. Ob das Klo schon randvoll war, wollte ich gar nicht wissen. Frauen und Männer, alt und jung, eilten hinaus und verrichteten ihr kleines Geschäft. Während sich die Männer einfach in die Landschaft stellten, versteckten sich ein paar Frauen hinter den vier großen Steinen, die da herumlagen. Eine andere hockte sich mit ihrem großen Rock vor den Bus; die Szene erinnerte mich sehr an die Blechtrommel. Tja, da ich in der ersten Reihe saß, wusste ich gar nicht mehr, wo ich hinschauen sollte. Da ich im Bus so ziemlich der einzige Nicht-Peruaner war, war ich auch der einzige, der diesen Halt außergewöhnlich fand. Wenig später überholten wir einen anderen Bus bei der gleichen Angelegenheit.
Durch Stein- und Kakteenlandschaften kamen wir dem Ziel endlich näher. Es war wirklich beeindruckend, wie Arequipa plötzlich unter uns lag und wir hinunter in die Senke fuhren. Kurz nach 17 Uhr kamen wir endlich am Terminal Terrestre an, von wo ich mit dem Taxi schnell zu meinem Quartier, einem Kloster, fuhr. Freundlicherweise hatte die Pfarrjugend nach dem Abendgottesdienst den Grill angeschmissen und Fleischspieße gegrillt. Beim Abendessen erwarteten mich noch andere gute Sachen, aber ich hielt mich zurück, auch wenn ich alles hätte in mich hineinfressen können.