Wann Frau Humpe kotzen muss – und ich auch

Stoibär spricht mir aus der Seele: Er zitiert das Zeit-Interview mit Annette Humpe, die heute 60 Jahre alt wird, in dem sie gesagt hat, sie müsse kotzen, wenn sie einen normalen Radiosender einschaltet. Ein Stück klinge wie das andere.

Dass das ausgerechnet Annette Humpe sagt, ist schon bemerkenswert. Belanglosen Mist könnte man auch das Gedudel nennen, das sie für Ich + Ich vom Stapel lässt. Austauschbar, wenn auch mit Wiedererkennungswert, weil ein Lied wie das andere klingt. Langweilig bis zum Erbrechen eben. So wie Xavier Naidoo, Silbermond, Rosenstolz, Juli und der ganze neue deutsche Käse, der sich seit ein paar Jahren nicht entscheiden kann, ob er jetzt betroffenes Geheule oder engagiertes Depri-Gedudel sein will. Wie oft läuft im Radio Ich + Ich? Ich muss dann genauso kotzen wie Frau Humpe, vor allem auch deshalb, weil nach dem reflexartigen Umschalten nicht viel Zeit vergeht, ehe der gleiche Schmarrn dann auch auf dem anderen Sender läuft. Und wie ich ja in der letzten Würzmischung gelernt habe, laufen Lieder nicht unbedingt öfters, aber die Nervensägenlieder prägen sich als eben solche besonders ein und in der Hinsicht belegt Ich + Ich einen der CL-Plätze. Unangefochten vorne liegt zwar weiterhin Xavier Naidoo, der uns 2006 den WM-Titel gekostet hat, weil die Nationalmannschaft vor jedem Spiel Gruppenweinen zu seiner Musik gemacht hat, aber Ich + Du + Müllers Kuh holen gewaltig auf. Das Pflaster auf der Seele möchte ich manchmal am liebsten runterrupfen, um damit dem Sänger den Mund zuzupappen. Da tobt dann der Hamster vor meinem Fenster, oder so.

Mit Stoibärs Worten beende ich auch meinen Blogeintrag: Ausgerechnet sie sagt das.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“