Weihnachtsgeschenke

Zwei Tage vor Heiligabend in der Stadt unterwegs zu sein, um die letzten beiden Weihnachtsgeschenke zu kaufen, ist nicht lustig, es sei denn, man achtet wie ich darauf, was andere kaufen, um daraus ein – zugegeben willkürliches – Psychogramm zu erstellen und auf mögliche Charaktereigenschaften zu schließen. Das mache ich nämlich gerne und wahrscheinlich tue ich den meisten großes Unrecht. Sie wissen es aber nicht und was jemand nicht weiß, macht diesen auch nicht heiß.

Wenn jemand im Buchladen vor mir Franz Kafkas Der Proceß kauft und darum bittet, das Buch als Geschenk einzupacken, frage ich mich schon, ob der Schenker und/ oder der Beschenkte geisteskrank ist. Wie kann man jemand allen Ernstes ein Kafka-Buch schenken. Ich habe mir die Gesamtausgabe gekauft, weil ich Germanistik studiert habe und Deutsch unterrichte, aber als Geschenk hätte ich das wirklich nie gewollt.

In der Parfümerie-Abteilung beim Müller fand ich den Mischgeruch aus allen möglichen Düften fast unerträglich. After Shave, Parfüm, Deo. Ich will das auch nie geschenkt bekommen, das sieht gar so nach Verlegenheitskauf aus. Ich habe für meine Oma eine Flasche 4711 – Kölnisch Wasser halt – gekauft. Unglaublich, wie teuer das ist. Dabei stinkt das so. Meine Oma mag es, meine Oma freut sich darüber, also bekommt sie es. Toll finde ich aber die Marken-verrückten Menschen, die sich auf die viel zu süßen Düfte für Damen und Herren von den Firmen stürzen, die sonst eher für (Designer)-Klamotten und Sportartikel bekannt sind. Die Mischung aus allen probebesprühten Handgelenken löst zumindest bei mir einen leichten Würgereiz aus.

Peinlich war es dann an der Kasse. Ich musste einen wirklich hässlichen Pudel anstarren, danach ist mir aufgefallen, dass das Frauchen, das mit dem Pudel zuvor schon in Dutzi-Dutzi-Hei-wer-bist-denn-du-Sprache geredet hat, exakt die gleiche Frisur trägt. Die hat allerdings gemerkt, dass ich sie anschaue, das war mir dann recht unangenehm.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

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