Weihnachtskitsch

Die Weihnachtsmaerkte bei OBI, Kaufhof, Butlers und allen anderen Läden haben ja schon seit Anfang Oktober ihre Türen hoch gemacht, Lebkuchen gibt es, glaube ich, schon seit September, Glühwein auch und ein Vorbote des Weihnachtsmarktes ist ja schon unsere Allerheiligenmesse, auf der inzwischen auch allabendlich Menschentrauben dort zu finden sind, wo es Glühwein und Feuerzangenbowle gibt. In dieser Woche wurden die Weihnachtsgirlanden sowie die Weihnachtsbeleuchtung in der Würzburger Innenstadt aufgebaut, aber das ist auch schwer in Ordnung. Heute ist Christkönigsfest, das alte Kirchenjahr ist zu Ende und nächsten Sonntag ist der erste Advent und am Freitag beginnt der Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz. Natürlich ist keiner so schön wie der in Ulm, aber dennoch ist es doch jedes Jahr schön, wenn endlich auch in Würzburg Weihnachtsmarkt ist und tatsächlich
Weihnachten auch zeitnah ist. Was soll denn dieses Weihnachtsgehampel im frühen Herbst? Was will man denn mit Lametta, wenn man gerade aus dem Sommerurlaub zurück ist? Was mit Kunstschnee aus der Spraydose, wenn die Sonne kräftig scheint und was soll man mit dickbauchigen Weihnachtsmännern, wenn zu uns das Christkind und der Nikolaus kommen?

Jetzt darf man es wieder bewundern! Ich auch, wenn ich aus meinem Fenster schaue: Lichter-Pyramiden in jedem Fenster, Lichterketten um die Balkon-Brüstung, blinkende Sterne in den Fenstern der
Proll-Christmas-Santa-Ami-Feierer, bunte Plastik-Weihnachtsbäumchen auf den Balkonkanten, Kunstschnee-Sprüh-Bilder im Fenster, ebenso Window-Colors mit Weihnachtsmann und natürlich als Krönung des ganzen ein aufblasbarer Weihnachtsmann, der an der Außenfasade eines jeden Hauses hochklettert. Die sind das allerletzte. Kann man nicht einfach einen Tannenbaum, soweit man einen hat, mit einer Lichterkette schmücken oder selbstgebastelte Sterne aus Glanzpapier ins Fenster
kleben? Muss man jeden Kitschkäse kaufen, nur weil es der eine oder andere Nachbar getan hat? Was Weihnachten angeht, war, bin und bleibe ich ein Spießer. Oder einfach nur ein Purist! Sonst muss ich die
Weihnachtsstimmung am 27. Dezember begraben und Faschingsmasken kaufen, Kracher und Böller – Ostereier gibt es dann ja auch schon bald.

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Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“