Wenn die Imbissbude ein Foodtruck ist…

Wer hat all den Marketing-Strategen eigentlich erzählt, ein Produkt sei nur noch angesagt, markttauglich, gewinnversprechend oder gar der letzte Schrei, wenn es eine englische, oh, ich meine eine pseudoenglische Bezeichnung trägt. Ein Geschäft kann man nur noch betreten, wenn es sich Store oder gar Flagship Store nennt, die grandiosen Wortschöpfungen „Sommerschlussverkauf“, kurz SSV, oder „Winterschlussverkauf“, analog WSV, sind ausgestorben, am Saisonende wird aggressiv geworben, dass beim SALE alles fast geschenkt bekommt. Shopping ist angesagt. Ob immer was gekauft wird, ist fraglich, beim Schaufensterbummel wurde auch nicht nur in die Fenster reingeglotzt.

Auf der Mainfrankenmesse gab es einen Food-Truck-Park, der sogar im ganzen Stadtgebiet als besondere Attraktion beworben wurde. Was einen letztlich erwartete, waren besagte Food-Trucks. Äußerlich aufgemöbelte Imbissbuden, die auch nur Pizza oder Burger verkauft haben, natürlich etwas teurer, ein Food-Truck verkauft ja Food und kein Essen. Und weil Food auch äußerlich aufgemöbeltes Essen ist, ist das dann den Zuschlag wert. Die neuesten Food-Trends hat man da jetzt nicht bekommen, Superfood ist ja angesagt, wenn es darum geht, irgendein Körnerzeug aus Südamerika als neueste Entdeckung anzupreisen. Chia, Chinoa, was passiert eigentlich, wenn ganz Europa und die USA entdecken, dass sie nur noch das Zeug essen wollen, das so Superfood und Öko und Bio ist? Die nächste Monokultur?

Gerade beim Essen wird man ja gerade mit englischen Bezeichnungen zugesch… beballert, selbstverständlich gab es auch im Food-Truck-Park einen Food-Truck der Pulled Burger verkauft hat. Ich kann damit gar nichts anfangen. Wenn ich einen Schmorbraten, sei es Schwein oder Rind, oh, es muss natürlich Pork oder Beef heißen, dann ist es more trendy, zerrupfe, dann ist das Pulled Pork. Als Kind sah mein Teller alsemal so aus, wenn es dem kleinen Alexander mal wieder nicht geschmeckt hat, hätte ich da mal die passende Bezeichnung parat gehabt. Pulled Gemüse wäre erfunden gewesen, ich hätte trotzdem nichts anderes aufgetischt bekommen. Das Essen wurde zerpflockt. Zerpflockter Rinderschmorbraten…

Essen ist nur noch Food, das wissen wir jetzt. Foodblogger bloggen, so habe ich gelernt, auch nur über Essen, trendiger klingt es trotzdem.

Auf Salaten, äh nein, Salad sollte schon auf der Karte stehen, auf Pommes, besser Fries, auf Burgern und wo auch immer noch gibt es keine Soßen mehr, wir können jetzt zwischen verschiedenen Toppings mit den verschiedensten Flavours wählen. Scharf ist nicht mehr angesagt, es muss jetzt spicey oder gar hot sein statt eweng scharf oder gscheit scharf. Selbst das neudeutsche Dressing auf dem Salat hat ausgedient. Schokoladensoße auf dem Eisneger hat sowieso ausgedient, Dungge oder Sooß kennt halt aber auch nur der Frangge.

Cup Cakes kann man kaufen, der schnöde Käsekuchen hat auch ausgedient, es muss schon mindestens ein Cheese Cake im Angebot sein. Und in seine Location für eine Feier muss man einen Catering-Service bestellen.

Wahrscheinlich könnte ich die Liste noch bis zum Santnimmerleinstag ergänzen, auf jeden Fall wird es immer lächerlicher, was sich die Marketing-Dödel ausdenken. Vielleicht findet ja jemand den Trick 17, der jetzt ein Life-Hack ist, um wieder normales und verständliches Deutsch in der Werbung zu verwenden. Aber wie wir gelernt haben, hilft das ja auch bei geschlechterneutralem Bezeichnungsunfug, daher nennt sich unsere Olympia-Mannschaft seit einigen Monaten Team Deutschland.

Es ist so blöd!

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“