Zielgruppe verfehlt?

Die Bundestagswahl am 24. September wird jeden Tag präsenter, nicht nur in den Nachrichten, sondern vor allem auf unseren Straßen, wo fleißig plakatiert wird. Belustigt habe ich dabei zur Kenntnis genommen, dass ausgerechnet bei uns im Viertel, das doch sehr bürgerlich ist, die kommunistischen Möchtegern-Revolutionäre von der MLPD ihre Plakate aufgehängt haben.

„Es lebe die Rebellion“, heißt es da, und zunächst habe ich gedacht, es geht um den Planet der Affen, wo ein neuer Revolutionsführer die Frau befreien soll, ohne zu wissen, wovon.

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Aber natürlich habe ich mich getäuscht, die Pop-Ikone linker Revolutionsträumer, Che Guevara, muss in unserem braven bürgerlichen Viertel herhalten, um gegen jede imperialistische Aggression kämpfen zu können. Die Kubanische Revolution hat das kubanische Volk ja auch zu dem gemacht, was es heute ist. Bettelarm. Immerhin sind fast alle gleich arm, Ziel erreicht.

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Schmunzeln musste ich wirklich bei diesem Plakat. Alle faschistischen Organisationen sollen verboten werden. Wer dabei die Definitionshoheit hat, ist sicher fragwürdig, wenigstens haben sie auch gleich das Antifa-Symbol abgedruckt. Da sind ja nicht wenige engagiert, die sich der gleichen Mittel bedienen wie die, die sie verbieten wollen und jeden zum Nazi deklarieren, der sich nicht schnell genug von irgendwas distanziert. Der Antifaschistische Schutzwall lässt grüßen.

Lenin darf noch mitmischen, immerhin jährt sich die Oktoberrevolution dieses Jahr zum 100. Mal, auch diese Revolution lief nicht nur mit erhobener Faust und hochgelebter internationaler Solidarität ab, sondern brachte viel Leid über ein riesiges Land. Egal, Kommunismus ist in den Augen manches Studenten in unserer Stadt etwas ganz Tolles, wie wir gelernt haben, wurde dieser bisher nur falsch interpretiert.

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Auf jeden Fall wurde akribisch jeder Laternenpfahl markiert, die Bäume hat dann der Hund übernommen. Mehr Phrasen hat das antiimperialistische, antifaschistische, kommunistische, feministische, marxistisch-leninistische Handbuch für Einsteiger offenbar nicht mehr geboten.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“