Zug um Zug

Ich war übers Wochenende mit K. bei ihren Eltern. Es war dort sehr schön und ich freu mich schon aufs nächste Mal.

Im Zug trifft man immer wieder auf sehr eigenartige Zeitgenossen. Z.B. die Frau auf der Hinfahrt, die sehr bieder aussah und die ganze Zeit gestrickt hat. Nichts schlimmes, ich hab das auch nicht weiter beobachtet. Nur plötzlich sehe ich aus dem Augenwinkel, dass die Frau sich mit einer der Stricknadeln, an denen der halbe Socken auch dranhing, genüsslich im Ohr herumbohrte. Das hab ich dann natürlich nicht aus dem Augenwinkel weiter beobachtet, sondern meinen Logenplatz genossen, da ich schräg hinter saß. Fertig mit der Bohrung betrachtete sie nämlich stolz ihr Ergebnis und strickte dann gelassen weiter. Stricksocke inklusive Imprägnierung, wo gibts das schon. K. hat gesagt, um einen Elefanten zu vergolden braucht es nur ein Cent-Stück-großes Stück Gold. Wieviel Schmalz braucht man dann zum Imprägnieren einer Stricksocke?

Eben auf der Rückfahrt hat hinter uns ein Noah-Kind gesessen bzw. geturnt. Klapptisch raus, Klapptisch rein, Klapptisch raus, Klapptisch rein, Klapptisch raus, Klapptisch rein AAAAAAAAU Schon hat sich Noah seinen Finger eingeklemmt und geweint. Hat dann wieder geturnt, bis der Vater mit ihm zum Fahrer gegangen ist. Zurück kam er auch wieder, dann sind sie Fahrkarte kaufen gegangen, anschließend ins BordBistro. Noah ist
ein anstrengendes Kind gewesen, allerdings konnte man ihn heute gar nicht verlieren, weil er eine Bronchitis hatte, genauso wie seine Eltern, die eben hinter uns saßen. Aber sie ist nicht mehr so schlimm wie vor drei Tagen. Ein Glück! Wie hat sich das nur vor dem Wochenende angehört.

Nicht zu vergessen auch die jungen Herren, die unverkennbar auf dem Weg in die diversen Kasernen des Landes unterwegs waren. Hunger hatten wir. Und der Gefreite schräg vor uns hat die Ferrero Roger Kugeln regelrecht in sich reingestopft – ohne uns zu fragen, ob wir was davon wollen. Dafür hat er eine Auto-Tuning-Zeitung „gelesen“, in denen tolle Bilder von gelben, getunten und stylisch lackierten PS-Bombern aus Wolfsburg zu sehen waren; das alles unter der Überschrift „Gelb, gut, geil“.

Von Alex

Einst habe ich an der Universität in Würzburg studiert, jetzt bin ich Lehrer. Mein Lieblingszitat stammt aus dem grandiosen österreichischen Film Poppitz: „Dänkn däaf mass, soogn liaba neet“ – schließlich sind zumindest die Gedanken frei – wer es nicht verstanden hat: „Denken darf man es, sagen besser nicht“

3 Kommentare

  1. Sowas mach ich auch gerne.. wenn mir gegenueber dicke Kinder im Zug sitzen.. Da kann ich fressen ohne Ende und die fette Sau einfach nur angrinsen.. )

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